SYRIEN Assad bereitet Abtritt vor
Mit der Ausbootung von langjährigen Vertrauten ebnet Staatschef Hafis el-Assad, 68, seinem Sohn Baschar, 34, den Weg an die Spitze des Staates. Der schwer herz- und zuckerkranke Assad, der auf dem Staatsbegräbnis für den jordanischen König Hussein im Februar steif und leichenblaß am Sarg seines alten Feindes stand, plant offensichtlich einen baldigen Führungswechsel. Nahöstliche Geheimdienste berichten, daß der syrische Präsident seine Zeit fast ausschließlich dazu verwendet, Baschar mit dem Machtapparat vertraut zu machen. Erst nach dem Unfalltod seines ältesten Sohns Bassil (1994) hatte Assad den angehenden Augenarzt Baschar zum heimlichen Kronprinzen ernannt. Vor kurzem wurde Baschar nach Abschluß der syrischen Militärakademie in Homs zum Oberst der Streitkräfte befördert. Der bislang starke Mann hinter Assad, der langjährige Vizepräsident und Assad-Vertraute Chaddam, soll nun auf einen Diplomatenposten im Ausland abgeschoben werden. Mögliche Neider Baschars wie der einflußreiche Verteidigungsminister Tlass müssen angeblich gehen.
Offiziell soll Baschars Kronprinzenrolle in wenigen Wochen durch die Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden der Einheitspartei Baath, die sein Vater führt, bestätigt werden. Sogar die Verfassung soll geändert werden, laut der ein Präsident mindestens 40 Jahre alt sein muß. In der syrischen Bevölkerung genießt der Assad-Sohn Ansehen. Baschar gilt als integer und besonnen, sein Interesse an den modernen Medien weckt Hoffnung auf eine Lockerung der Zensur im noch immer weitgehend abgeschotteten Syrien. So will Baschar an Schulen und Universitäten den Einsatz von Computern und die Arbeit mit dem Internet fördern. Auch für die Zulassung von Mobiltelefonen setzt er sich ein - trotz Widerspruchs der Geheimdienste, die im Festnetz bislang bequem mithören konnten. Aus Jordanien erhielt der angehende Assad-Nachfolger schon Vorschußlorbeeren. Baschar, verkündete der junge jordanische König Abdullah nach einem ersten offiziellen Treffen, werde »Syrien sicher in das 21. Jahrhundert führen«.