ZEITGESCHICHTE Atombomben für Deutschland
Ein fragwürdiges Jubiläum kann die Bundesrepublik in diesen Wochenbegehen: Vor 50 Jahren wurden die ersten amerikanischen Atomwaffen aufdeutschen Boden gebracht. Wie das Berliner Informationszentrum fürtransatlantische Sicherheit (Bits) jetzt anhand vormals geheimerPentagon-Papiere nachweist, schafften die Amerikaner im März 1955zunächst nukleare Fliegerbomben nach Deutschland. Im April und im Mai1955 folgten Raketen, Marschflugkörper sowie Atomgranaten fürArtillerie-Geschütze. Drei Jahre später setzte dann CDU-Kanzler KonradAdenauer durch, dass die erst 1955 gegründete Bundeswehr mit taktischenAtomwaffen ("Weiterentwicklung der Artillerie") ausgestattet werdensollte. Die Sprengköpfe blieben indes unter amerikanischem Verschluss.Auch Kampfjets der Luftwaffe sollten Atombomben in die Sowjetunion undandere Länder des Warschauer Pakts befördern - Rückkehr in die Heimathöchst unwahrscheinlich. Nach dem Ende des Kalten Kriegs 1989/90 zogendie USA den größten Teil ihrer Atomwaffen - Tausende Granaten, Raketenund Bomben - aus Deutschland und anderen europäischen Staaten ab. Esblieben etwa 480 Atombomben - die genaue Zahl wird geheim gehalten -auf verschiedenen Flugplätzen. Flieger des Jagdbombergeschwaders 33 imrheinland-pfälzischen Büchel üben noch immer den Abwurf amerikanischerNuklearbomben, obwohl die selbst nach Einschätzung ranghoherNato-Militärs in Europa eigentlich keinen militärisch sinnvollen Zweckmehr erfüllen.