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ZEITGESCHICHTE Attacken gegen de Gaulle

aus DER SPIEGEL 26/2002

Wie kritisch Winston Churchill seinen französischen Verbündeten im Zweiten Weltkrieg, Charles de Gaulle, sah, enthüllt eine Sammlung von Telegrammen, Briefen und Vermerken des britischen Premiers, die jetzt vom Londoner Public Record Office veröffentlicht werden. Mit Blick auf die Nachkriegsordnung bezeichnete der konservative Premier den selbstgefälligen Führer des »Freien Frankreich« in einem Schreiben an US-Präsident Franklin D. Roosevelt als »größten einzelnen Feind für den Frieden in Europa«; in einem Telegramm an Harry Truman beschimpfte er ihn gar als »schlimmsten Feind Frankreichs«. Churchill nahm de Gaulle vor allem übel, dass er »sich als Retter Frankreichs aufspielen will, ohne einen einzigen Soldaten zur Operation beizusteuern«. Seinen Informationsminister wies der Premier an, Journalisten zu übermitteln, dass de Gaulles »Persönlichkeit und Verhalten das größte Hindernis« für die Beziehungen zwischen Frankreich und den Angloamerikanern seien. Wie wenig Letztere dem späteren französischen Präsidenten vertrauten, zeigte sich, als sie ihn erst fünf Tage vor dem Beginn der Invasion in der Normandie im Juni 1944 über die kriegsentscheidende Offensive informierten. Dies wiederum verzieh der eitle de Gaulle den Briten nie - und nahm 1963 späte Rache, als er die Aufnahme Großbritanniens in die EWG mit seinem Veto torpedierte.

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