ATTESTE
Ihr Bericht über Jürgen Thorwalds Sauerbruch-Buch gibt mir zu folgendem Anlaß: Es war im Mai 1924, als ich in die Chirurgische Universitätsklinik München, deren Chef Sauerbruch damals war, eingeliefert wurde. Da die Diagnosen über meine Leiden nicht übereinstimmten, blieb ich liegen. Obwohl ich Höllenqualen litt, operierte mich niemand. An einem Freitag machte Sauerbruch Antrittsvisite, kam auch zu mir und sah sofort, daß eine Operation notwendig war. Schon nach einer Stunde lag ich im Operationssaal. Sauerbruch operierte mich nicht nur, ich wurde ihm auch einige Male vorgestellt und von ihm untersucht. Jedenfalls hat nach meinem Erleben Sauerbruch Interesse für einen gewöhnlichen AOK-Patienten gezeigt und auch durch die Tat bekundet. Ich will an meinem Beispiel nur zeigen, daß dieser große Arzt wirklich ein Mensch mit mitfühlendem Herz war.
Rotthalmünster (Bayern) MAX GANSMEIER Zu den Schilderungen über Sauerbruch erlaube ich mir den Hinweis auf Hans Fehrs Buch »Emil Nolde - Ein Buch der Freundschaft« (List-Bücher Nummer 169):
1935 entschloß er (Nolde) sich, in die Klinik von Professor Sauerbruch zu gehen und sich der Pflege des berühmten Chirurgen anzuvertrauen. Ich besuchte den Kranken und fand ihn abgemagert und schwach. Ein Magengeschwür störe seine Verdauung, und er müsse operiert werden, sagte er. In Wirklichkeit lag Magenkrebs vor, aber das durfte ihm nicht mitgeteilt werden. »Ich weiß nicht, warum mich Sauerbruch seit Wochen so liegen läßt und nicht zugreift. Dieser Arzt Ist mir zuwider. Er trat neulich an mein Bett, In Begleitung von zwei Assistenten. Sein Schurz und sein weißer Mantel waren blutüberströmt. Der Anblick war grauenvoll. Ich kann nicht länger hierbleiben, denn ich fühle, hier werde ich nicht gesund.«
Schwetzingen (Neckar) R. REINISCH