Auch im Westen
Mit großer persönlicher Befriedigung habe ich Ihren Artikel in Nr. 24 gelesen, mit dem Sie sich erstmalig mit den Gerichtsverfahren gegen die jungen Angehörigen der SS in Frankreich befassen und dabei die Mängel dieser Verfahren klar kennzeichnen.
Bei aller Anerkennung des mit starkem propagandistischen Aufwand betriebenen Einsatzes für die im Osten noch verbliebenen Kriegsgefangenen geht das Bewußtsein verloren, daß auch noch im Gewahrsam der westlichen Alliierten, insbesondere Frankreichs, tausende von deutschen Kriegsgefangenen zurückgehalten werden gegen die die angedrohten Verfahren wegen angeblicher Kriegsverbrechen noch immer nicht durchgeführt sind,
München
ERIKA SCHULZ
Der Fall Ascq, über den Sie in Nr. 24 unter der zutreffenden Ueberschrift »Das Gesetz ist Mord« berichteten, entwickelt sich weiterhin dramatisch. Die französischen Anwälte der deutschen Todeskandidaten haben jetzt eine Klage gegen Unbekannt erhoben: wegen Fälschung. In den Kopien der Urteile, die dem Kassationsgerichtshof in Paris vorgelegt waren, fehlten drei Worte und zwar »gemäß Septembergesetz 1948«. Auf diese Worte aber kam es an. Alle Eingaben und Stellungnahmen der französischen Rechtsgelehrten und der Verteidigung bewiesen, daß das Urteil kassiert werden mußte, weil es auf dem Septembergesetz beruhte, das den Schuldbeweis umdreht und rückwirkend ist. Um diese drei Worte geht es nun. Sie entscheiden vielleicht über Leben und Tod der Verurteilten. Mindestens sieben von ihnen konnte auch nicht die geringste persönliche Schuld nachgewiesen werden.
Stuttgart
HANS KOCH
... Haben Sie vielen herzlichen Dank für den wunderbaren Artikel über den Fall Ascq. Meiner Frau und mir hat er große Freude bereitet. Wenn es uns auch sehr schwer wird, mit der Sache fertig zu werden, so tut diese Anteilnahme an dem Geschick unseres Sohnes Werner sehr wohl ...
Berlin-Tempelhof
KARL FÜRST
Der zum Tode verurteilte August Zinßmeister ist aus Mehlbach, Kreis Kaiserslautern. Es dürfte Sie vielleicht in diesem Zusammenhang auch interessieren, daß dessen Mutter bei der Bekanntgabe der Bestätigung des Urteils einem Herzschlag erlegen ist.
Kaiserslautern
AUGUST ZAHLER
»Gibt es kein Recht mehr auf dieser Welt - keine Gerechtigkeit - nur Haß?« Die Frage des jungen Fürst ist auch heute noch offen.
Auch wir sagten uns das, als uns vor einiger Zeit die Unterlagen über den Fall Ascq in die Hand kamen. Ich kann Ihnen dazu mitteilen, daß der Reichsvorstand der Deutschen Jungdemokraten in der FDP sich eingehend mit dieser Angelegenheit befaßt hat und wir Herrn Bundesjustizminister Dr. Dehler gebeten haben, eine Ueberprüfung vorzunehmen und zu versuchen, unbedingt einzugreifen, um dem schweren Schicksal und der Ungewißheit dieser jungen Menschen ein Ende zu bereiten.
Wir glauben, daß dieses schreiende Unrecht nicht länger währen kann. Der Begriff der Kollektivschuld wird von uns auf das schärfste zurückgewiesen. Wir erwarten von einsichtigen Kreisen Frankreichs, besonders der jungen Generation, daß sie mit uns gemeinsam für das Recht dieser jungen Menschen kämpfen werden, um das werdende Europa nicht unnötig zu belasten.
Holzminden
WOLFGANG KNOLL