ABGEORDNETE Auf Abwegen
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln gegen Franz Thönnes (SPD), Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, sorgen im Bundestag für Unruhe. Denn ähnlich wie Thönnes, der sich einen Norwegen-Aufenthalt zum Teil von der damaligen Ruhrgas AG spendieren ließ, haben auch andere Bundestagsabgeordnete an Kurzreisen und Veranstaltungen teilgenommen, die von Energiekonzernen oder kommunalen Versorgern bezahlt wurden. Ins Visier der Fahnder ist unter anderen der Essener Bundestagsabgeordnete Norbert Königshofen (CDU) geraten, der als Mitglied des Aufsichtsrats der Stadtwerke Essen an mehreren kostspieligen Veranstaltungen teilgenommen und sich damit der Untreue schuldig gemacht haben soll. Besonders im vierten Quartal 2005 sollen die Aufsichtsräte zu Lasten der Verbraucher reichlich verwöhnt worden sein. Der Besuch eines Konzerts der New Yorker Philharmoniker in Essen mit anschließendem Edelimbiss schlug mit über 10 000 Euro zu Buche, ein Jahresabschlussessen kostete 14 500 Euro, ein Dreitagetrip nach Budapest verschlang pro Person fast 3000 Euro. Königshofen betont indes, er habe »zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt«, es hätte sich um eine Vergnügungsreise gehandelt. Immerhin war der Besuch eines Gas-Museums ins Programm aufgenommen worden.