Auf dem inhumanen Trip
(Nr. 10/1997, Titel: Der Sündenfall - Wissenschaft auf dem Weg zum geklonten Menschen)
Die Aufregung um Dolly kann ich nicht teilen. Die ganz richtige Frage eines Jesuiten-Paters, ob ein Mensch und sein Klon wohl dieselbe Seele haben, behandelt doch genau den Punkt, der hier immer wieder nicht gesehen wird: Ist meine Seele denn ausschließlich von dem bestimmt, was ich körperlich bin? Fühlen sich die Klone der Natur, eineiige Zwillinge, denn als ein Individuum? Natürlich nicht! Mit dem Absprechen der persönlichen Willensfreiheit sind wir doch schon selbst auf dem inhumanen Trip!
Neuberend (Schlesw.-Holst.)
Andreas Jäger
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Mit etwas Nachdenken wären Ihnen sicherlich auch einige berühmte Frauen für Ihr Titelbild eingefallen, doch das war wohl gar nicht die Intention. Schade, daß der SPIEGEL seine gesellschaftliche Aufgabe, ein anderes, zeitgemäßes Frauenbild zu vermitteln, so wenig ernst nimmt.
Riede (Nieders.) Dr. Beate Hoecker
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In Ihrem Bericht hat man immer wieder den Eindruck, daß sich die Würde des Menschen offensichtlich von seiner Herkunft her definiert. Mit anderen Worten: ist man geklont, so verliert man diese Würde. Dem ist strikt entgegenzutreten. Die Würde des Menschen definiert sich schlichtweg aus seiner Existenz und nicht aufgrund seiner Herkunft. Alles andere ist quasi »Herkunftsrassismus«. Und bitte verwechseln Sie nicht Ärzte mit Grundlagenforschern. In der Grundlagenforschung werden viele Dinge erforscht und auch viele Technologien entwickelt. Aufgabe des Arztes hingegen ist es, Krankheiten oder Krankheitsfolgen zu heilen oder zu lindern und entsprechend auf bestimmte Maßnahmen zurückzugreifen, die hierzu sinnvoll sind. Wir behandeln in unserer Klinik nur Ehepaare. Eizellspenden, Samenspenden und dergleichen nehmen wir nicht vor: »Jungfrauengeburten« und gebärende Greisinnen gibt es an unserer Klinik nicht.
München Priv. Doz. Dr. W. Würfel Frauenklinik Dr. W. Krüsmann
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Machen wir uns nichts vor. Fast alles, was denkbar ist, ist auch Wirklichkeit geworden. Der Mensch spielt mit allem, und wenn das Klonen ein Spiel bleibt, dann macht sich der Mensch zum Gott des Lebens. Es gibt nur einen Richter: das Fragen nach dem Sinn und nach der Verantwortung. Wie glücklich wäre mancher Patient, mit Hilfe einer phantasievollen verantwortlichen Wissenschaft am Leben erhalten zu werden. Das 11. Gebot würde vielleicht heißen: »Du sollst nicht verantwortungslos klonen.«
Marl (Nrdrh.-Westf.) Horst Schmidt