SCHWEIZ / JURA Auf Pikett
Die Schweiz hat ihre Tschechoslowakei«, verkündeten Flugblätter und: »Schande den Okkupanten.«
Besatzer und Besetzte in dieser Tschechoslowakei sind Schweizer. 120 Panzer ständen zum Losschlagen bereit, ein Panzer pro tausend Einwohner, hieß es im Westschweizer Jura, dessen französisch sprechendes Volk sich von der Berner Kantonsregierung unterdrückt fühlt. Die 100 000 Jurassier der Schweiz lehnen es ab, Schweizerdeutsch zu sprechen, fühlen sich der »Ethnie francaise« verbunden und malträtieren ihre deutschsprachige Minderheit.
Im revolutionären Mai waren die Jurassier symbolisch von der Schweizer Fahne gegangen. Zwei Lehrer, ein Mechaniker, ein Journalist und ein Ingenieur fuhren in die Kantonshauptstadt Bern und legten ihre Militärausrüstung in der Eingangshalle des Bundeshauses ab.
Im Juni besetzten etwa 100 Jura-Männer die Präfektur von Belsberg, holten die rot-gelbe Bären-Flagge des Kantons Bern ein und hißten statt dessen das weiß-rote Tuch des Jura.
Bundespräsident Spühler befahl »zur Abwehr oder Beseitigung von Besitzstörungen, namentlich an Anlagen und Einrichtungen, die der Landesverteidigung dienen«, die im Gebiet des Jura und des schweizerischen Mittellandes übenden Truppen sollten sich auch an Wochenenden in Alarmbereitschaft halten -- »auf Pikett stellen«.
Die Manövertruppe wurde mit Stacheldraht und Tränengas ausgerüstet -für die Separatisten bereits Grund genug, Ihr Bergland besetzt zu sehen.
Als Berner Eidgenossen bei Bure ihre Treue zum Bund mit Kapelle, Chor und Alphorn dokumentieren wollten, übertönten die Separatisten die Klänge mit Motorsägen.