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Briefe

Aus alt mach neu
aus DER SPIEGEL 33/1971

Aus alt mach neu

(Nr. 31/1971, Vertriebene)

Ist Hupka noch zu retten? Wer die weit über die Grenzen der sozialdemokratischen Partei hinaus populäre Ostpolitik, ein Kernstück der Brandtschen Politik, öffentlich attackiert und diffamiert, wer schwere Ausschreitungen auf Kundgebungen nicht zu verhindern weiß, hat bei aller Anerkennung seiner Persönlichkeit nichts in der SPD verloren, deren Glaubwürdigkeit er durch sein Verhalten in Frage stellt.

Bad Homburg (Hessen) HANS W. PAETZEL

Die Wegwerfpolitik Willy Brandts beweist, daß die Deutschen aus der Geschichte im Umgang mit Diktaturen nichts gelernt haben. Erst die Zukunft wird beweisen, wessen Politik die richtige war, die alte von Brandt und Hupka, oder die neue von Kanzler Brandt.

Duingen (Nieders.) JOSEF GIERSIG

Ich bin SPD-Mitglied, Vorstandsmitglied des Ortsvereins Wald-Michelbach. Dieser Ortsverein ist bekannt als »rot im roten Südhessen«. Trotzdem bin ich einerseits Vorsitzender des hiesigen BdV und werde andererseits immer zum Delegierten der SPD-Unterbezirksparteitage des Kreises Bergstraße gewählt. Diese Spannweite ist doch selbstverständlich in einer großen Volkspartei« Wir haben ja auch nicht die Genossen ausgeschlossen, die bis zuletzt -, getreu ihrer Überzeugung -- gegen die Notstandsverfassung argumentierten. Diese mußten auch »keine zufriedenstellende Erklärung« und keine »große Portion Selbstkritik« üben.

Ich bin stolz, daß es in meiner Partei Männer gab und gibt wie Wels (Ermächtigungsgesetz), Wenzel Jaksch und jetzt Hupka, die ihrem Gewissen und ihrer Einsicht folgen, auch wenn die Mitläufer und »progressiven« Konformisten drohen. Was die »Funktionäre ohne Gefolgschaft« angeht, so brauchen Sie nur Gewerkschaftsmitglieder nach der qualifizierten Mitbestimmung zu fragen. Wie schnell sich Meinungsbefragungen ändern, sehen Sie bei der Stellung der Engländer zum EWG-Beitritt.

Wald-Michelbach (Hessen) HERBERT SCHWARz

Viele haben jahrelang aufrichtig, manche vielleicht auch nur zum Schein gehofft, die Ostgebiete in absehbarer Zeit zurückzubekommen. Über diesen Hoffnungen scheint man nicht bemerkt zu haben. wie außerordentlich unzureichend Vertriebene durch den Lastenausgleich entschädigt worden sind, die im Osten Grundstücke und Betriebsvermögen verloren haben. Während in der Bundesrepublik die Grundstückswerte. nicht zuletzt wegen (für manche wohl: dank?) des Verlustes der Ostgebiete, in zum Teil sagenhafte Höhen gestiegen sind, während andere Geschädigte eine an einer fiktiven Karriere orientierte Entschädigung erhalten haben, hat mau die Lastenausgleich-Entschädigung für verlorenes Grund- und Betriebsvermögen nicht einmal nach dem ehemaligen Verkehrs- oder Ertragswert, sondern nach dem geradezu lächerlich geringen Einheitswert bemessen.

Hamburg MANFRED WEISS

Für wen es noch nicht deutlich war: auch in der SPD sind 100 Zentimeter nicht immer ein Meter. Während die Kritik von Vertretern des Partei-Jungvolks an unsozialen Maßnahmen des Partei-Establishments zum glatten Rausschmiß führt, wird das konsequent gegen die Parteilinie gerichtete Gelabere eines Berufsschlesiers Hupka mit Samthandschuhen behandelt. Wirklich, eine feine, innerparteiliche Gleichberechtigung!

Hamburg SÖNKE SELA

Seien Sie als Verfechter einer freiwilligen und demokratischen Ordnung doch glücklich, daß es Abgeordnete wie Dr. Hupka gibt.

Planegg Bayern) DR. WALTER RINKE

Min.-Rat a. D.

Ihr Bericht über den SPD-MdB Hupka macht die Misere der liberalen bürgerlichen Presse evident. Anstatt die vermittelten Fakten zum Anlaß einer Analyse der Parteistruktur der SPD zu nehmen. wurden sie zur rührseligen Story jungsozialistischer Tätigkeiten heruntergespielt. Daß die SPD Dietrich Kittner und F. J. Degenhardt ausschließt, Hupka jedoch in ihrer Partei behält, läßt eine Deduktion auf den wahren Charakter ihres S wohl berechtigt erscheinen. Das S der SPD verhält sich zum C der CDU äquivalent.

Koblenz WOLFGANG MERTEN

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