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Briefe

Aus dem Kohlenkeller
aus DER SPIEGEL 29/1994

Aus dem Kohlenkeller

(Nr. 27/1994, Titel: Die neue Macht - Parteienschreck Gysi)

Wie wär's mit Medienstar Gysi als Bundeskanzler? Endlich mal ein charmanter, witziger, pfiffiger, intellektueller und vor allem erotischer Mann an der Spitze! *UNTERSCHRIFT: Berlin ANNEL' DELF

Nun geht also das Gespenst einer »Volksfront« um in Deutschland. Die Betreiber dieser Abschreckungskampagne verschweigen jedoch, daß die Volksfronten der dreißiger Jahre in Frankreich und Spanien kein Trick zur Einführung des Sowjetsystems durch die Hintertür waren, sondern ein Bündnis von Linken und Bürgerlichen zum Schutz der Republik und zur Abwehr des Faschismus. Genau deshalb ist der Vorwurf verräterisch: Wer nämlich Volksfront als Schimpfwort gegen seinen politischen Gegner einsetzt, sagt einiges über seine eigenen politischen Präferenzen in einer Krisensituation. *UNTERSCHRIFT: Hamburg JOACHIM HOLSTEIN

Man sollte es nicht für möglich halten. Da werden 17 Millionen Deutsche 40 Jahre von der SED unterdrückt. Und jetzt wählen dieselben, die damals mit ihren Trabis gen Westen fuhren, ihre einstigen Unterdrücker von der SED über die PDS wieder in Amt und Würden. Da kann man nur eins sagen: Gute Nacht! *UNTERSCHRIFT: Wetzlar (Hessen) KARL-HEINZ KLOTZ

Selbst bei optimistischen Schätzungen kann sich jedermann leicht ausrechnen, daß die PDS bei den Bundestagswahlen schon bei nur 75prozentiger Wahlbeteiligung keine Chance hat, bundesweit die Fünfprozentmarke nur annähernd zu erreichen. Sämtliche dahingehenden Spekulationen sind obsolet. Es bleibt nur die Frage zu stellen, ob die FDP die Fünfprozenthürde überspringt und dadurch die Mehrheit der jetzigen Koalition sichert. *UNTERSCHRIFT: Osnabrück LASZLO SZENTKUTI Junge Liberale, Kreisverband Osnabrück

Jetzt fehlt nur noch, daß Honi posthum saarländischer Ehrenbürger, Mielke niedersächsischer Sozialminister, Karl-Eduard von Schnitzler ARD-Intendant und das DDR-Sandmännchen Oscar-Preisträger werden. Wobei mir die letztere Möglichkeit noch am unwahrscheinlichsten erscheint. *UNTERSCHRIFT: Hildesheim KLEMENS VOLKMANN

Die Geschichte wiederholt sich nicht? Die Position der SPD erinnert an Kurt Schumachers Stigmatisierung der Kommunisten, in der »Proto-DDR«. Die PDS-Abgeordneten in Sachsen-Anhalt wurden aber demokratisch gewählt. Begehen »Schumachers Ur-Enkel« erneut den Fehler, linke Positionen auszugrenzen, um den ominösen »Wähler der Mitte« aufzureißen, wäre der »lachende Dritte« die rechte Regierung von Inkompetenz Gnaden, die sich nicht scheut, die Parolen der Fünfziger wieder aus dem Kohlenkeller zu holen. *UNTERSCHRIFT: Hannover M. A. KAISER

Sie schreiben, der »SPD-Vize Oskar Lafontaine« habe auf einem SPD-Parteitag in Saarbrücken gesagt, Helmut Kohl sei der »Enkel Honeckers«. Dies ist nicht richtig. In seiner, von Ihnen angeführten Parteitagsrede heißt es wörtlich: »Kohl ist eben nicht nur der Enkel Adenauers, er ist auch der Erbe Honeckers, ohne jede Abstriche.« Nicht ein einziges Mal hat der Vorsitzende der SPD Saar, Ministerpräsident Oskar Lafontaine, eine wie auch immer geartete »Verwandtschaft« Adenauers und Honeckers über einen »gemeinsamen Enkel Helmut Kohl« herzustellen versucht. *UNTERSCHRIFT: Saarbrücken ANITA DICKE SPD Saar

1000mal lieber Kommunistenknecht/in unter dem lachenden Fliegenfänger Gysi - als ein einziges Mal wieder schwarzes Schaf unter der Selbst-HERR-lichkeit Bonner Kohlköpfe! *UNTERSCHRIFT: Stendal (Sachsen-Anhalt) HEIKE WELTER

Schon Abraham Lincoln sagte: »Man kann alle Leute eine Zeitlang zum Narren halten, und man kann auch einige Leute die ganze Zeit zum Narren halten; aber man kann nicht alle Leute die ganze Zeit zum Narren halten.« Die FDP hat nun ihre Quittung von den Leuten bekommen. Leute, macht weiter so! *UNTERSCHRIFT: Schwalntal (Hessen) CHRISTIAN SCHWARZ Bündnis 90/Die Grünen

Fassungslos verfolge ich, wie weite Teile der SPD Schritt für Schritt auf die PDS zumarschieren und die SED-Nachfolgepartei Zug um Zug hoffähig zu machen versuchen. Die Buchstaben PDS bekommen jetzt einen ganz neuen Sinn: Partner Der Sozialdemokraten. *UNTERSCHRIFT: Hofheim (Hessen) HEIKO MIETZ

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