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Briefe

AUSGERECHNET BANANEN
aus DER SPIEGEL 26/1967

AUSGERECHNET BANANEN

(Nr. 21/1967, Handel)

Der Erfolg der neuen Werbemethoden für Chiquita-Bananen hat mich als Studentin der Werbewissenschaft und Soziologie sehr interessiert. Es war abzusehen, daß der Absatz eines Gutes steigt, sobald es als Markenartikel herausgestellt wird.

Ich möchte jedoch zu bedenken geben, daß die Banane in der Psychoanalyse als Phallus-Symbol gilt. Da Nahrungsmittel hauptsächlich von Frauen gekauft werden, dürfte der Erfolg dieser 15 Zentimeter langen Banane zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß sie als Phallus-Symbol unterbewußt die sexuellen Triebe der Frau anspricht. Außerdem lehrt uns die Statistik, daß ein hoher Prozentsatz unserer weiblichen Bevölkerung sexuell frustriert ist; diese häufig gekaufte Südfrucht bietet sich geradezu als ideales Mittel an, die Frustration abzureagieren.

Vielleicht läßt sich die Aversion einiger Frauen gegen den Akteur in den Werbespots damit erklären, daß dieses exquisite Phallus-Symbol im Wunschdenken dieser Frauen einem bestimmten Phänotypus zugeordnet wird, dem der Darsteller nicht entspricht.

Obwohl der Erfolg für diese Werbemethode spricht, ist eine die niedrigsten Instinkte ansprechende Werbung vom ethisch-normativen Standpunkt als verwerflich abzulehnen.

Köln B. WERNER

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