1. Mai in Istanbul
Straßenschlacht am Taksim-Platz
Mit Panzerwagen, Tränengas und Knüppeln hat die Polizei in Istanbul Demonstrationen zum 1. Mai aufgelöst. Die Behörden hatten eine Versammlung auf dem zentralen Taksim-Platz verboten - die Gewerkschaften wollten trotzdem demonstrieren.
Istanbul - Die türkische Polizei hat am Donnerstag Demonstrationen zum 1. Mai in der Innenstadt von Istanbul mit Gewalt aufgelöst. Die Demonstranten warfen mit Steinen auf die Polizei, die Beamten setzten gepanzerte Fahrzeuge, Tränengas und Wasserwerfer gegen die Linken und Gewerkschafter ein.
Die Demonstranten hatten zum zentralen Taksim-Platz marschieren wollen, die Polizei sperrte den Platz ab, meldeten türkische Fernsehsender. Es hat Verletzte und Festnahmen gegeben. Auch Ärzte und Patienten eines nahegelegenen Krankenhauses wurden in Mitleidenschaft gezogen, weil ein Polizist vor der Notaufnahme der Klinik eine Tränengasgranate fallen ließ und diese explodierte. Oppositionspolitiker warfen der Polizei übertriebene Gewaltanwendung vor.
Nahverkehr kollabiert, Straßensperren, Verletzte
Der Istanbuler Gouverneur Muammer Güler hatte das Demonstrationsverbot damit begründet, dass es Hinweise auf geplante bewaffnete Anschläge während der Demonstration gebe. Die Behörden hatten eine Mai-Kundgebung auf dem Taksim-Platz daraufhin verboten. Einige Gewerkschaften erklärten, sie wollten trotz des Verbots zum Taksim marschieren. Der gesamte öffentliche Nahverkehr in der Umgebung wurde eingestellt.
Die Gewerkschafter wollten gegen die Sozialreformen der Regierung protestieren, die das Renteneintrittsalter erhöhen sollen - und gegen den Versuch des türkischen Justiz-Establishments, den Regierungschef Recep Tayyip Erdogan zu stürzen, indem seine Partei offiziell verboten wird.
Schon im vergangenen Jahr gab es am 1. Mai in Istanbul Straßenschlachten zwischen Polizei und Gewerkschaften. Der Taksim-Platz hat für die türkischen Gewerkschafter eine besondere Bedeutung, weil dort bei einer Mai-Kundgebung 1977 fast 40 Menschen starben.
maf/AFP/rtr
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