Festnahmen in Italien Gewaltexzess auf Flüchtlingsboot im Mittelmeer

Während der Flucht über das Mittelmeer soll es auf einem Boot zu einem Gewaltausbruch gekommen sein. Muslimische Flüchtlinge haben laut Zeugen zwölf Christen wegen ihres Glauben über Bord geworfen.
Rettungseinsatz in der Nähe der italienischen Insel Lampedusa (Archivbild): Beispielloser Gewaltexzess

Rettungseinsatz in der Nähe der italienischen Insel Lampedusa (Archivbild): Beispielloser Gewaltexzess

Foto: HO / AFP

Auf einem Flüchtlingsboot soll es zu einem Gewaltausbruch gekommen sein - aus religiösem Hass. In Italien sind am Donnerstag 15 Flüchtlinge aus Afrika festgenommen und des Totschlags beschuldigt worden, weil sie laut Zeugen bei der Überfahrt Richtung Europa zwölf andere Migranten über Bord geworfen haben. Den Festgenommenen werde mehrfacher Totschlag vorgeworfen, teilte die Polizeipräfektur von Palermo mit. Das Motiv sei religiöser Hass.

Der bislang beispiellose Gewaltexzess soll sich in der Straße von Sizilien im Mittelmeer zugetragen haben. Dutzende Zeugen sagten der Polizei, sie seien am Dienstag in einer Gruppe von rund hundert Flüchtlingen in einem Schlauchboot von der libyschen Küste Richtung Italien gestartet.

Die Polizei spricht von "erschütternden Einzelheiten"

Der Polizeimitteilung zufolge drohten etwa 15 der Flüchtlinge einer Minderheit aus Nigerianern und Ghanaern, sie "aus Wut über ihren christlichen Glauben" über Bord zu werfen. Tatsächlich hätten sie ihre Drohung wahr gemacht, zwölf Nigerianer und Ghanaer seien ertrunken. Anderen sei es nur mit Mühe gelungen, sich zu retten, sie hätten Menschenketten gebildet, um sich zu helfen und sich mit Gewalt den Angreifern widersetzt. Die mutmaßlichen Täter sollen nach italienischen Medienberichten aus Mali, der Elfenbeinküste, dem Senegal und Guinea-Bissau stammen. Insgesamt sollen 105 Passagiere auf dem Boot gewesen sein.

In der Polizeierklärung ist von "erschütternden Einzelheiten" die Rede, die weinende Zeugen geschildert hätten, als sie am Mittwoch auf Sizilien eintrafen. Medien berichteten von "kohärenten Angaben" der Überlebenden, es seien auch Fotos gemacht worden. Die Polizei versucht demnach noch weitere Flüchtlinge zu identifizieren, die in das Verbrechen verwickelt sein könnten.

Auf ihrem Weg von der afrikanischen Küste über das Mittelmeer Richtung EU kommen immer wieder Flüchtlinge ums Leben. Die meisten von ihnen ertrinken, weil überladene Schiffe kentern. Erst am Sonntag waren vermutlich 400 Menschen ums Leben gekommen, nachdem ihr Boot umkippte und unterging. Am Donnerstag geriet abermals ein Schlauchboot kurz nach dem Start in Libyen in Seenot. Von den 45 Passagieren konnten zunächst nur vier Menschen gerettet werden.

anr/AP/AFP
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