ABC-Bericht Iranischer Atomforscher soll zur CIA übergelaufen sein

Es klingt wie ein Thriller-Drehbuch: Ein iranischer Atomwissenschaftler verschwindet 2009 während einer Pilgerfahrt nach Saudi-Arabien spurlos - jetzt könnte der Fall aufgeklärt sein. Laut TV-Sender ABC arbeitet der Mann nun für die CIA - und soll schon wichtige Informationen geliefert haben.

US-Geheimdienst CIA

Washington - Die CIA selbst schweigt zu dem mysteriösen Fall. Laut ABC aber wurde der Forscher Schahram Amiri in die USA gebracht und arbeitet dort für den . Der TV-Sender beruft sich auf Geheimdienstkreise.

USA

Nuklearprogramm

Für Teheran wäre die Abwerbung ein schwerer Schlag. Laut ABC hatte der US-Geheimdienst Amiris Seitenwechsel von langer Hand geplant und bereits vor der Pilgerreise über einen Mittelsmann Kontakt zu dem Forscher aufgenommen und ihm eine Umsiedlung in die angeboten. Der Wissenschaftler habe der CIA bereits wertvolle Informationen über das iranische Atomprogramm geliefert, berichtete der Sender. US-Geheimdienstler bezeichneten die Abwerbung demnach als "Coup" bei den Bemühungen Washingtons, Teherans zu torpedieren.

ABC verwies in seinem Bericht darauf, dass die USA nur wenige Monate nach Amiris Verschwinden berichtete, es gebe Erkenntnisse über eine Urananreicherungsanlage nahe der Stadt Ghom.

Die iranische Atompolitik wird im Westen mit Argwohn betrachtet. US-Präsident Obama will schnelle Sanktionen gegen das islamische Land erreichen. Teheran hat alle Vorwürfe, das Land strebe nach Atomwaffen, stets zurückgewiesen.

Mehrere Fälle von verschwundenen Atomforschern

Das rätselhafte Verschwinden Amiris hatte für Spekulationen gesorgt. Irans Außenminister Manutschehr Mottaki hatte der US-Regierung im Herbst vorgeworfen, Amiri verschleppt zu haben. Seiner Darstellung zufolge lieferte Saudi-Arabien den Wissenschaftler an die USA aus. Die ultrakonservative iranische Zeitung "Dschavan" hatte im Oktober von einer Verwicklung der CIA in den Fall geschrieben.

Im offiziellen Sprachgebrauch Irans wurde Amiri, der in das iranische Atomprogramm eingebunden gewesen sein soll, nicht als Nuklearwissenschaftler, sondern lediglich als iranischer Staatsbürger bezeichnet. Amiri arbeitete bis zum Sommer 2009 für die Malek-Aschtar-Universität in Teheran, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Die Hochschule soll den iranischen Revolutionsgarden nahestehen.

Mehrere Fälle von verschwundenen oder verstorbenen iranischen Atomwissenschaftlern erregten in der Vergangenheit Aufmerksamkeit. So starb im Januar der Forscher Massud Ali-Mohammadi, als eine ferngesteuerte Bombe vor seinem Haus in Teheran explodierte. Die Hintergründe des Anschlags blieben unklar. Im Jahr 2007 starb ein iranischer Atomwissenschaftler an einer Gasvergiftung. Dass sein Tod erst nach einer Woche publikgemacht wurde, ließ Spekulationen über eine Beteiligung des israelischen Geheimdienstes laut werden.

mmq/apn/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren