Abgang von König Juan Carlos Zehntausende Spanier protestieren gegen Monarchie

Die Abdankung von Juan Carlos hat Zehntausende Monarchiegegner auf die Straßen getrieben. In vielen spanischen Städten forderten sie ein Referendum über den Fortbestand des Königshauses. Der Protest reichte bis nach Berlin.
Abgang von König Juan Carlos: Zehntausende Spanier protestieren gegen Monarchie

Abgang von König Juan Carlos: Zehntausende Spanier protestieren gegen Monarchie

Foto: VINCENT WEST/ Reuters

Madrid - Die Abdankung des spanischen Königs Juan Carlos nährt bei Königshausgegnern die Hoffnung auf ein Ende der Monarchie. Tausende von ihnen schlossen sich am Montag spontan zusammen und gingen in mehreren Städten auf die Straße. Nach dem verkündeten Abdanken von König Juan Carlos forderten sie ein Referendum über den Fortbestand des Königshauses. Allein in der Hauptstadt Madrid gingen nach Angaben der spanischen Zeitung "El País" 20.000 Menschen auf die Straße.

Mit Parolen wie "Spanien wird morgen republikanisch sein" machten die Demonstranten ihrem Frust über die spanische Monarchie Luft. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch in Barcelona, wo auf dem Plaza de Catalunya ebenfalls Tausende Menschen protestierten und republikanische Fahnen schwenkten. Auch im Baskenland wird das Königshaus kritisch gesehen: In San Sebastian trugen Demonstranten ein Banner mit der Parole "Im Sinne einer Republik, Felipe, wirst du kein König werden" durch die Straßen. Auch in Bilbao forderten zahlreiche Menschen die Errichtung einer Republik.

Der Protest gegen das spanische Königshaus reichte sogar bis nach Deutschland. In Berlin, vor dem Brandenburger Tor, versammelten sich rund 150 Gegner der spanischen Monarchie. Sie forderten ebenfalls ein Referendum über das Ende der königlichen Regentschaft und die Einführung einer Republik.

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Abdankung von spanischem König: Spanier demonstrieren für Abschaffung der Monarchie

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Am Morgen hatte König Juan Carlos nach 39 Jahre seine Abdankung verkündet - Nachfolger soll sein Sohn, Kronprinz Felipe, werden. In einer zehnminütigen Ansprache erklärte der Monarch seinen Schritt: Spanien, das gerade eine schwere Wirtschaftskrise durchlebt hat, solle nun von einer "jungen Generation mit neuer Energie" geführt werden. Sein Sohn Felipe sei bestens geeignet, den Wandel durchzuführen, so der König.

Nach diversen Fehltritten war der 76-jährige Monarch in den vergangenen Jahren unter Druck geraten. So wurde er für einen Jagdausflug in Botswana im April 2012 heftig kritisiert. Die Elefantenjagd war nur deshalb publik geworden, weil Juan Carlos sich bei einem Sturz eine Hüfte gebrochen hatte.

In einer Geste, die in der Geschichte der spanischen Monarchie ohne Beispiel war, entschuldigte sich der König damals öffentlich und gelobte Besserung. In einer Umfrage sprachen sich zuletzt zwei Drittel der Spanier dafür aus, dass Juan Carlos als König abdanken sollte. Zudem erschütterte eine Korruptionsaffäre das Königshaus: Infantin Cristina steht im Verdacht, in einen Finanzskandal um ihren Ehemann Iñaki Urdangarín verwickelt zu sein.

jbe/dpa
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