Ablauf der Geiselbefreiung Der Angriff begann bei der Videovorführung
Samstag, 5.30 Uhr Ortszeit:
Schüsse und mehrere Explosionen dröhnen aus dem Theater. Im Zuschauerraum spielen sich dramatische Szenen ab. Nach Aussagen mehrerer Zeugen reißt sich ein kleiner Junge weinend von seiner Mutter los: "Mami, ich weiß nicht, was ich tun soll" - mit diesen Worten wirft er eine Flasche nach den Terroristen und rennt weg. Die Geiselnehmer eröffnen das Feuer, treffen aber statt des Jungen einen Mann tödlich in den Kopf und verletzen eine junge Frau.
Die russischen Behörden behaupten später, die Geiselnehmer hätten mit der Erschießung der Geiseln begonnen und damit den Angriff der Sicherheitskräfte erzwungen. Der Chef der Moskauer Gesundheitsbehörde, Andrej Selzowski, spricht dagegen in seinem Bericht von nur zwei Geiseln, die durch Schüsse gestorben seien.
5.40 Uhr: Georgi Wassiliew, Komponist und Produzent des Musicals "Nord-Ost" und von den Terroristen als Kontaktmann zu den Sicherheitskräften benutzt, wird nach eigenen Angaben in den Technik-Raum in der oberen Etage des Theaters gebracht. Die Geiselnehmer, sagte Wassiliew der britischen Tageszeitung "The Guardian", hätten zuvor entdeckt, dass eine Überwachungskamera ihren Sturm auf die Bühne des Theaters am Mittwochabend aufgezeichnet hatte. Nun wollen sie sich selbst bei ihrer Aktion bewundern, und das Video vorgespielt bekommen.
Soldaten der russischen Alfa-Spezialeinheit haben die Terroristen abgehört und herausgefunden, dass die 18 vermummten Geiselnehmerinnen die Bomben an ihrem Körper nur auf ausdrücklichen Befehl ihrer Vorgesetzten zünden dürfen. Zugleich beobachten die Russen mit Hilfe von Mini-Kameras jede Bewegung der Geiselnehmer. Jetzt wittern sie ihre Chance: Die meisten der Terroristen sind in einem Raum fernab der Sprengsätze, die im Zuschauerraum installiert sind.
6.20 Uhr: Die Spezialeinheiten leiten Gas in den Technik-Raum und den Zuschauerbereich des Theaters. Elitesoldaten brechen durch das Dach ins Gebäude ein und erschießen mehrere Terroristen. Gleichzeitig dringen Soldaten, die mehr als einen Tag lang in der Kanalisation unter dem Theater warteten, in den Zuschauerraum ein und töten die Bombenträgerinnen durch gezielte Schüsse in Schläfe und Genick.
6.30 Uhr: Der Frontalangriff der russischen Truppen beginnt. Sicherheitskräfte stürmen das Theaterfoyer, suchen Deckung hinter Betonsäulen und liefern sich heftige Schießereien mit den Terroristen. Eine Frau taumelt auf die Russen zu und wird von den Einheiten aus dem Gebäude gebracht. Kurz darauf erschüttern die Explosionen von Blendgranaten das Theater, mehrere Geiseln rennen auf die Straße. Im Theater bricht nach Worten eines der beteiligen Polizisten Panik aus: Die Einheiten haben ihr Vorgehen nicht miteinander abgestimmt. Einige Terroristen eröffnen auf den Gängen das Feuer, noch wache Rebellen greifen zu den Waffen und stürzen sich auf die Polizei-Einheiten, die den Eingang blockieren. Im Saal schießen die Terroristen vom Balkon herunter, doch sie richten offenbar keinen Schaden an
7.10 Uhr: Terroristen werden gefesselt abgeführt. Zahlreiche Geiseln liegen leblos auf dem Pflaster vor dem Theater. Minuten später wird die Aktion offiziell für beendet erklärt. 117 Geiseln und 50 tschetschenische Rebellen sind tot.