
El-Sisi: Der Bauherr
Gigantisches Bauprojekt Ägyptens Mega-Metropole in der Wüste
Humphrey Davies und Lesley Lababidi haben in diesem Juli ein Buch veröffentlicht. Die beiden Autoren erzählen darin die Geschichte von 800 Straßennamen in Kairo. Das Timing für die Veröffentlichung war - ungünstig.
Der Grund: Die ägyptische Hauptstadt, in deren Großraum fast 25 Millionen Menschen leben, wird bald nicht mehr dieselbe sein. Staatschef Abdel Fattah el-Sisi lässt gegenwärtig Teile des Stadtzentrums abreißen und komplett neu errichten.
In den vergangenen Wochen haben Bauarbeiter ein ganzes Viertel dem Erdboden gleichgemacht. Es geht um das sogenannte Maspero-Dreieck am östlichen Nilufer. Bis dato lebten rund 4500 Familien in dem dichtbebauten Stadtteil im Schatten des Außenministeriums und der Zentrale des staatlichen Fernsehens und Rundfunks.
Hinzu kamen knapp 900 Geschäfte und Unternehmen, die in dem Viertel in bester Innenstadtlage angesiedelt waren. Nun gleicht das Maspero-Dreieck einer Trümmerwüste - die in den nächsten Jahren einem neuen Stadtteil weichen soll. Wo bislang einfache Ziegelhäuser standen, sollen künftig Luxushotels, Wohnhäuser, Bürogebäude und Shopping Malls entstehen.
Foster+Partners are selected to transform Cairo's Maspero Triangle District. https://t.co/SoM2UK7Wy8 @Dezeen pic.twitter.com/CmXhTs0R8c
— SVA Interior Design: Built Environments (@SVA_IDBE) November 9, 2015
In der Vision von Stararchitekt Sir Norman Foster, der den Wettbewerb für das neue Viertel gewonnen hat, sitzt ein älterer Herr in traditioneller ägyptischer Kleidung auf einer Dachterrasse, die eine schmale, sonnengeschützte Gasse überblickt, auf der Familien flanieren.
Foster + Partners wins Maspero Triangle District Masterplan Design Competition https://t.co/LRgjtrnIog pic.twitter.com/ZFNnsRqwPu
— Foster + Partners (@FosterPartners) November 9, 2015
Doch ob diese Vision Wirklichkeit wird, steht in den Sternen: Nur 850 der 4500 Familien werden nach dem Neubau in das Viertel zurückkehren. Alle anderen haben mit dem Abriss ihre Heimat verloren, in der ihre Familien zum Teil seit Generationen gelebt haben.
"Es lebe Ägypten"
Die meisten von ihnen sind in einen Wohnkomplex mehr als 20 Kilometer entfernt untergekommen. Das neue Viertel trägt den Namen "Tahia Masr - es lebe Ägypten". Mit diesem Slogan zog auch Staatschef Sisi in den Präsidentschaftswahlkampf.
Das Maspero-Dreieck ist derzeit das größte Bauvorhaben in der Hauptstadt Kairo - wirkt gegenüber den anderen Großprojekten im Land aber nahezu bescheiden. Das mit Abstand größte Bauprojekt entsteht derzeit in der ägyptischen Wüste, neben der Autobahn, die Kairo mit dem Roten Meer verbindet. Dort wächst eine neue administrative Hauptstadt, eine Megapolis für rund sechs Millionen Menschen.

El-Sisi: Der Bauherr
In der sogenannten "Smart City" soll das Leben "Tag und Nacht brummen", wie auf der offiziellen Seite vollmundig erklärt wird. Insgesamt sind demnach 10.000 Kilometer Avenuen, Boulevards und Straßen geplant. Gleichzeitig soll die Stadt - in Ägypten ein Novum - fußgängerfreundlich werden und über zahlreiche öffentliche Gärten und Parks verfügen.
Momentan ist "The Capital", wie die Stadt ohne richtigen Namen noch heißt, eine riesige Baustelle. Wenn alles fertig ist, soll es dort neben einem Präsidentenpalast, dem Parlament, Ministerien und Botschaften auch eine Oper und Universitäten geben. Muslime werden in einer Moschee mit 70 Meter hohen Minaretten und koptische Christen in einer dreistöckigen Kathedrale mit Platz für mehr als 10.000 Gläubige beten können.
Chinesische Großinvestments in Ägypten
Die Vorbilder für das Großprojekt, an dem das ägyptische Militär 51 Prozent Anteile hat, sind offenbar die Hightech-Städte der Golfemirate. Über deren finanzielle Mittel verfügt Sisi allerdings nicht. Im Gegenteil: Sein Land ist seit Jahren von Finanzhilfen aus dem Ausland abhängig. Auch deshalb dürfte sich der ägyptische Staatschef mit China zusammengetan haben.
Die Regierung in Peking beteiligt sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg großzügig an der Finanzierung des Herz- und Prunkstückes der neuen Stadt: einem drei Milliarden teuren und 345 Meter hohen Wolkenkratzer. Es soll das höchste Gebäude in Afrika werden, gebaut von der China State Construction Engineering Cooperation.
Es ist nicht das erste bilaterale Projekt. Bereits im vergangen Jahr wurde etwa bekannt, dass ein Konsortium chinesischer Firmen ein mehr als eine Milliarde teures und 66 Kilometer langes S-Bahn-Netz im Großraum Kairo baut. Dadurch soll die neue ägyptische Hauptstadt mit der alten verbunden werden - und China treibt durch seine Investments im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt sein eigenes Projekt einer weltumspannenden "Neuen Seidenstraße" voran.