Am Übergang zu Israel Schwerer Anschlag auf ägyptische Grenzschützer

An der ägyptisch-israelischen Grenze sind bei einem Angriff 16 Grenzschützer getötet worden. Im Staatsfernsehen hieß es, islamische Extremisten hätten das Blutbad angerichtet. Die Polizisten seien beim Fastenbrechen überfallen worden.
Am Übergang zu Israel: Schwerer Anschlag auf ägyptische Grenzschützer

Am Übergang zu Israel: Schwerer Anschlag auf ägyptische Grenzschützer

Foto: AHMAD GHARABLI/ AFP

Kairo - Bei einem Überfall auf einen ägyptischen Sinai-Grenzposten sind am Sonntag 16 Polizisten getötet worden. Das berichtete der Sender al-Arabija unter Berufung auf Augenzeugen. Laut Sicherheitskreisen wurden sieben weitere verletzt.

Im ägyptischen Staatsfernsehen hieß es, eine Gruppe militanter Islamisten stehe hinter dem Angriff. Nach Angaben von Sicherheits- und Rettungskräften näherten sich die Angreifer, die Beduinen-Kleidung trugen, dem Posten in zwei Fahrzeugen und eröffneten das Feuer. In einem Krankenhaus der Provinzhauptstadt al-Arisch wurde bestätigt, dass vier mit Schusswunden verletzte Soldaten behandelt würden.

Die Grenzposten seien nach Einbruch der Dunkelheit beim Fastenbrechen im Ramadan angegriffen worden. Die Attentäter seien anschließend mit entwendeten Patrouillenfahrzeugen zum Grenzübergang Karm Abu Salem gefahren und hätten israelisches Territorium beschossen.

Ein früherer ägyptischer Sicherheitsbeamter mit engen Verbindungen zum Militär, Sameh Seif al-Jasel, sagte im staatlichen Fernsehen, vor dem Hauptangriff sei ein anderer Kontrollposten in der ägyptischen Stadt Rafah angegriffen worden. Mit den dabei erbeuteten gepanzerten Fahrzeugen hätten die Extremisten dann den Grenzübergang angegriffen, mit dem Ägypten an den Gaza-Streifen und Israel stößt. Anschließend seien sie 25 Meter weit in israelisches Gebiet eingedrungen, bevor israelische Soldaten das Feuer eröffneten und sie stoppten.

Einer der heftigsten Angriffe seit Jahren

Sieben der vermummten Angreifer wurden nach Angaben des israelischen Regierungssprechers Ofir Gendelman dabei getötet - vier auf der israelischen, drei auf der ägyptischen Seite. Die anderen seien geflohen. An dem Angriff hätten vom Gaza-Streifen kommende Palästinenser und Ägypter im Sinai teilgenommen. Es war einer der folgenschwersten Angriffe auf der Halbinsel seit Jahren.

In der israelischen Grenzregion seien am Abend zudem Dutzende Raketen und Mörsergranaten eingeschlagen, berichtete die Zeitung "Haaretz" in ihrer Online-Ausgabe. Die israelischen Bewohner des Gebietes wurden aufgefordert, sich in ihren Häusern zu verbarrikadieren.

Sowohl in Israel als auch in Ägypten wurden Großfahndungen ausgelöst. Das ägyptische Präsidialamt verurteilte den tödlichen Angriff als "feige Attacke". Der Angriff werde "nicht ohne Antwort bleiben", erklärte das Büro von Präsident Mohammed Mursi in der Nacht zum Montag. Die Verantwortlichen für das Verbrechen würden "teuer dafür bezahlen". Mursi traf sich zu einer Krisensitzung mit dem Militärrat, dem Chef des Geheimdiensts und dem Innenminister, berichtete die ägyptische Zeitung "al-Ahram" online.

Auf dem Sinai ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im vergangenen Jahr ein Machtvakuum entstanden. Vor zwei Monaten hatten israelische Soldaten zwei schwer bewaffnete Männer erschossen, die nach Angaben des Militärs von Ägypten aus über die Grenze gekommen waren. Im vergangenen August hatten Terroristen, die vom Sinai gekommen waren, nördlich von Eilat acht Israelis getötet. Auch ägyptische Polizisten und Soldaten sind mehrfach von Extremisten angegriffen worden, von denen einige lose Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida haben sollen.

Israel baut einen Grenzzaun zum Sinai, der Terroristen, Schmuggler und illegale Einwanderer abhalten soll. Die Anlage, die etwa 230 Kilometer lang werden wird, soll nach Angaben der israelischen Armee bald fertig gestellt sein.

fab/lgr/AFP/dpa/Reuters
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