Chaos in Kairo Ägyptens Vizepräsident ElBaradei tritt zurück

Der ägyptische Vizepräsident Mohamed ElBaradei hat nach den schweren Ausschreitungen seinen Rücktritt eingereicht. Das teilte der Friedensnobelpreisträger dem Übergangspräsidenten Mansur in einem Brief mit.
ElBaradei: Rücktritt nach Gewalteskalation

ElBaradei: Rücktritt nach Gewalteskalation

Foto: Khaled Elfiqi/ dpa

Kairo - Nach der Gewalteskalation in Ägypten hat Vizepräsident Mohamed ElBaradei seinen Rücktritt eingereicht. In einem Schreiben an den Übergangspräsidenten Adli Mansur teilte er mit, er könne nicht länger "Verantwortung für Entscheidungen übernehmen, mit denen ich nicht einverstanden bin".

Bei einem Militäreinsatz gegen Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi waren im Laufe des Tages in der Hauptstadt Kairo zahlreiche Menschen getötet worden.

ElBaradei erklärte, die Polizei hätte die Protestlager der Islamisten in Kairo nicht mit Gewalt räumen müssen. Es seien noch nicht alle friedlichen Alternativen ausgeschöpft gewesen. "Bedauerlicherweise werden diejenigen, die zu Gewalt und Terror aufrufen, von dem, was heute geschehen ist, profitieren", heißt es in dem Rücktrittsschreiben an Mansur, das vom staatlichen Nachrichtenportal "al-Ahram" veröffentlicht wurde.

Bei den blutigen Ausschreitungen wurden nach jüngsten offiziellen Zahlen landesweit 149 Menschen getötet. Bis zum Mittwochabend zählten Sanitäter und Krankenhausärzte zudem mehr als 1400 Verletzte. Das meldeten die staatlichen Medien unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden. Muslimbrüder sowie Reporter vor Ort berichten allerdings von deutlich mehr Toten.

Nachdem die Polizei die Mursi-Anhänger aus ihren Protestlagern vertrieben hatte, stürmten Sympathisanten der Demonstranten öffentliche Gebäude in mehreren Provinzen. Daraufhin rief Übergangspräsident Mansur den Notstand aus. In Kairo und einigen anderen Provinzen wurde eine Ausgangssperre von 19 Uhr bis sechs Uhr morgens verhängt. Die Ausrufung des Notstandes ermöglicht Razzien und Festnahmen ohne gerichtliche Anordnung.

Die Europäische Union und die USA verurteilten die Eskalation der Gewalt und riefen die Sicherheitskräfte zur Mäßigung auf.

fab/AFP/Reuters
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