Mursi-Anhängerinnen in Alexandria
Junge Frauen kommen auf Bewährung frei
Sie sind zwischen 15 und 22 Jahre alt, Unterstützerinnen der Muslimbrüder und sollten jahrelang ins Gefängnis. Ein ägyptisches Gericht hat jetzt 21 Frauen, die für den abgesetzten Präsidenten Mursi demonstriert hatten, auf Bewährung freigelassen.
Verurteilte Frauen vor dem Berufungsgericht: 21 junge Frauen sind wieder frei gekommen
Foto: AP/dpa
Kairo - Ein ägyptisches Berufungsgericht hat die harten Urteile gegen 21 junge Regierungskritikerinnen aufgehoben. Die Ägypterinnen wurden am frühen Abend aus dem Gefängnis entlassen, sagte einer ihrer Anwälte am Samstag. Das Berufungsgericht in der Hafenstadt Alexandria entließ die Unterstützerinnen des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi mit einer Bewährungsstrafe, wie die amtliche Nachrichtenagentur Mena am Samstag meldete.
In erster Instanz waren die Frauen unter anderem der "Gewalttätigkeit" für schuldig befunden worden. Grund war ihre Beteiligung an einer Demonstration in Alexandria am 31. Oktober zugunsten des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi. Die Staatsanwaltschaft warf den Frauen vor, während der Proteste Steine geworfen und mit Messern bewaffnet gekämpft zu haben.
Die 14 erwachsenen Frauen im Alter zwischen 18 und 22 Jahren waren zu je elf Jahren Haft verurteilt worden. Das Berufungsgericht in Alexandria wandelte die Verurteilungen in je ein Jahr Gefängnis auf Bewährung um. Eine andere Kammer setzte die sieben Minderjährigen im Alter von 15 und 16 Jahren, die zu Jugendhaft bis zu ihrer Volljährigkeit verurteilt worden waren, gegen drei Monate auf Bewährung auf freien Fuß.
Unterstützer der Frauen jubelten bei der Urteilsverkündung "Gott ist groß". Vor dem Berufungsgericht wurde am Samstag ein großes Polizeiaufgebot abgestellt. Etwa hundert Menschen protestierten vor dem Gebäude für ein "Ende des Militärregimes".
Vor der Urteilsverkündung sagte eine der Beschuldigten, Aya Adel, während einer Pause, sie und die anderen Frauen seien "politische Gefangene". Die Demonstrationsfreiheit sei ein "verfassungsmäßiges Recht". Heba Morajef von der Organisation Human Rights Watch in Ägypten sagte, die jungen Frauen hätten nicht verurteilt werden dürfen. Es habe keine Beweise gegeben, dass sie Gewalt angewendet hätten.
Die Urteile in erster Instanz vom 27. November hatten im In- und Ausland Empörung ausgelöst. Auf Bildern waren Frauen mit weißen Schleiern zu sehen, die in Handschellen brav hinter Gittern auf der Anklagebank saßen. Die 14 erwachsenen Frauen saßen auch am Samstag in Handschellen im Käfig der Angeklagten. Alle trugen eine rote Rose in der Hand und hatten auf ihre Handflächen das Wort "Freiheit" geschrieben.
Mursi war am 3. Juli nach Massenprotesten vom Militär gestürzt worden. In den vier Monaten danach wurden mehr als tausend islamistische Demonstranten getötet und über zweitausend Mursi-Anhänger hinter Gitter gebracht, darunter fast die gesamte Führungsriege der Muslimbrüder. Auch Mursi selbst muss sich vor Gericht verantworten, er ist wegen Anstachelung zum Mord angeklagt.