Konflikt am Horn von Afrika
Äthiopische Armee meldet Einnahme der Hauptstadt von Tigray
Das abtrünnige Tigray erkennt Äthiopiens Ministerpräsidenten nicht an – nun ist die Armee des Landes nach eigenen Angaben in der Regionalhauptstadt Mekele einmarschiert.
Die äthiopische Armee ist nach Angaben der Regierung in die Hauptstadt der abtrünnigen Region Tigray einmarschiert. »Uns ist es gelungen, in Mekele einzudringen, ohne dabei Zivilisten anzugreifen«, erklärte Ministerpräsident Abiy Ahmed nach Angaben des TV-Senders EBC. Die Streitkräfte hatten zuvor eine Offensive auf die 500.000-Einwohner-Stadt gestartet.
Nach Angaben von Entwicklungshelfern wurde Mekele am Samstag von »schweren Geschossen« getroffen. Nach Angaben der Regionalregierung wurde das Stadtzentrum mit »schweren Waffen und Artillerie« angegriffen. Zu den Zielen zählten demnach auch Zivilisten und Infrastruktur.
Die Überprüfung von Aussagen der Konfliktparteien ist jedoch schwierig, da die Region seit Beginn der Unruhen praktisch von der Außenwelt abgeschnitten ist.
Abiy hatte die jüngste Offensive am Donnerstag angekündigt. Er habe die Armee angewiesen, »die dritte und letzte Phase« im seit dem 4. November andauernden Vorgehen gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF einzuleiten. Ein Ultimatum zur Kapitulation war zuletzt abgelaufen. Auslöser der Kämpfe ist nach Darstellung der Regierung ein bewaffneter Angriff von TPLF-Kräften auf in der Region stationierte Regierungstruppen.
Die TPLF-Anführer teilten der Nachrichtenagentur Reuters per SMS mit, dass sie nicht daran denken aufzugeben. Auch nach der Einnahme von Mekele wollen sie den Kampf gegen die äthiopische Regierung fortsetzen.
Zehntausende Menschen auf der Flucht
In der Region gibt es bereits seit Monaten Spannungen. Die dort regierende Partei dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor Abiy 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt den Regierungschef, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, nicht an.
Anfang des Monats sandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, wodurch der Konflikt mit der TPLF vollends entbrannte. Mehrere tausend Menschen wurden nach Schätzungen der auf Konflikte spezialisierten International Crisis Group (ICG) bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet. Mehr als 43.000 Menschen flohen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in den benachbarten Sudan. Beobachter befürchten, dass sich die Gefechte ausweiten und die ganze Region destabilisieren könnten.