Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed (zweiter von links) und Eritreas Außenminister Osman Saleh Mohammed (rechts)
Foto: YONAS TADESSE/ AFPEritrea und Äthiopien haben sich zum ersten Mal seit 20 Jahren zu Friedensgesprächen getroffen. Eritreas Außenminister Osman Saleh Mohammed hat Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba getroffen.
Nach einem drei Jahrzehnte dauernden Krieg hatte Eritrea 1993 die Unabhängigkeit von Äthiopien erlangt. Fünf Jahre später brach der Konflikt jedoch erneut aus. Obwohl die Kämpfe seit 2000 als beendet gelten, gab es keinen diplomatischen Kontakt zwischen den beiden Ländern.
Bis jetzt.
Nach dem Treffen bezeichnete Eritreas Außenminister die Gespräche als "Türöffner für den Frieden". Äthiopiens Premier sagte, der Konflikt zwischen den Nationen solle noch mit dieser Generation zu Ende gehen. "Lasst die Ära der Liebe und Versöhnung beginnen."
Abiy ist seit April 2018 Premierminister und hat in seiner kurzen Amtszeit mehrfach auf Lösungsversuche in den schwierigen Beziehungen zum Nachbarland gepocht.
Als nächstes sei der Austausch von Landflächen zwischen den beiden Ländern geplant, so Abiy.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Abiy Ahmed Ali, Jahrgang 1976, wird neuer Regierungschef in Äthiopien. Er ist seit 27 Jahren der erste Vertreter der Oromo-Volksgruppe, der die Regierungsgeschäfte des Landes führt.
Äthiopien wird seit 1991 von einer Vier-Parteien-Koalition regiert. Der Partei der Oromo (OPDO) steht Abiy seit Februar vor. Angesichts der andauernden Unruhen in der Region Oromia war mit seiner Besetzung als Premier gerechnet worden.
Die Oromo stellen rund ein Drittel der 100 Millionen Äthiopier. Sie sehen sich marginalisiert, an der Regierung waren sie lange nicht. 2016 schlug die Regierung Massenproteste gewaltsam nieder, konnte sie jedoch nie ganz ersticken. Mehr als 500 Menschen sind bislang gestorben.
Anfang 2018 ließ die Regierung den Oromo-Aktivisten Bekele Gerba frei. Hunderte kamen und feierten ihn begeistert.
Bekele winkt am 13. Februar, dem Tag seiner Freilassung, seinen Anhängern zu.
Bekele ist Generalsekretär des Oromo Federalist Congress (OFC). Er war Ende 2015 nach Protesten in der Region Omoria festgenommen worden.
Merera Gudina, ebenfalls kürzlich freigelassener Funktionär der oppositionellen Oromo-Partei OFC, sagte, die Wahl Abiys könne ein Anzeichen für eine "neue Morgendämmerung" sein und könnte "ein Ende der monatelangen Proteste" bedeuten.
Mitte Februar hatte die äthiopische Regierung den erst Ende 2017 aufgehobenen Ausnahmezustand, der Versammlungen im ganzen Land verbietet, wieder in Kraft gesetzt. Dagegen protestierten diese Aktivisten auch in Berlin vor dem Kanzleramt.
Parallel zur Verkündung des Ausnahmezustands war Regierungschef Hailemariam Desalegn zurückgetreten.
Sechs Wochen später nun hat Äthiopien mit Abiy Ahmed Ali einen neuen Regierungschef. Er erhielt bei der Abstimmung für den Vorsitz der Regierungskoalition 108 von 175 Stimmen, meldet die Webseite "Opride". Damit fiel der Erfolg sehr knapp aus.