Affäre in Teheraner Botschaft Mehrere Bundespolizisten pflegten in Iran gefährliche Liebschaften

Proteste in Iran: Affäre um deutsche Wachmänner weitet sich aus
Foto: MORTEZA NIKOUBAZL/ REUTERSBerlin - Die Bundespolizei prüft nach der Liebesaffäre mehrerer Wachmänner der deutschen Botschaft in Teheran disziplinarische Schritte gegen die Beamten. Die ersten Befragungen der beiden Polizisten, die Ende Januar aus Sicherheitsgründen aus Iran ausgeflogen wurden, legen nach SPIEGEL-Informationen nahe, dass es wohl weitere ähnliche Fälle gab: Danach hätten insgesamt sogar drei Bundespolizisten in den vergangenen zwei Jahren enge Beziehungen zu der Iranerin Samin A. unterhalten.
Ende Januar hatte die Bundespolizei zwei Beamte, darunter der Polizeihauptmeister Jörg B., eilig aus ausfliegen lassen nachdem die staatlichen Medien in Iran über die Affäre von Botschaftsangehörigen mit einer Iranerin zu berichten begannen. Auch wenn die Berichte völlig überzogen waren, ist der Fall für Deutschland mehr als peinlich - zumal die Techtelmechtel des Wachpersonals der Auslandsvertretung inzwischen international für Aufsehen und Schlagzeilen sorgen.
Die deutschen Behörden gehen davon aus, dass es sich bei der Geliebten der Bundespolizisten um jene 24-Jährige handelt, der zusammen mit rund einem Dutzend weiterer seit dem vergangenen Mittwoch wegen der Proteste gegen das Teheraner Regime ein Schauprozess gemacht wird. Die Frau soll im britischen Manchester geboren sein, in Teheran als Lehrerin arbeiten und neben dem iranischen auch einen britischen Pass haben. Auch das Außenamt in London hat sich deshalb in den Fall eingeschaltet und drängt auf Aufklärung. Der Anwalt der Frau war Ende voriger Woche für den SPIEGEL nicht zu erreichen.
"Verdächtige Kontakte zur deutschen Botschaft"
Die ohnehin schwierigen diplomatischen Beziehungen zwischen Berlin und Teheran werden durch das laufende Verfahren weiter belastet. So berichtete die vom Regime kontrollierte Agentur Fars unter der spektakulären Überschrift "Deutscher Diplomat versorgte Aufrührer mit grünen Armbändern" über den Fall. In dem Beitrag wird der vom Regime in Teheran bereits mehrfach geäußerte Vorwurf, die Proteste gegen die Regierung seien vom Ausland gesteuert, wiederholt - und Deutschland beschuldigt.
Bei einem Zusammentreffen von Außenminister Guido Westerwelle mit seinem iranischen Amtskollegen Manuchehr Mottaki am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz am Freitagabend sei der heikle Vorgang nicht zur Sprache gekommen, heißt es aus Delegationskreisen, dort stand der schwelende Streit um das Atomprogramm Irans im Vordergrund.
Staatliche iranische Agenturen berichten, dass die Ankläger der Frau "verdächtige Kontakte zur deutschen Botschaft", eine unsittliche Affäre mit "einem der Diplomaten" sowie die Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Propaganda gegen das herrschende Regime vorwerfen. Im übrigen habe sie mehrfach Partys der deutschen Botschaftsangehörigen besucht und Alkohol konsumiert.
Angesichts dieser Vorwürfe drohen ihr nach Ansicht von iranischen Prozessbeobachtern Peitschenhiebe sowie mehrere Jahre Haft. Erst in den vergangenen Wochen hatte ein iranisches Gericht mehrere Oppositionelle zum Tode verurteilt. Beobachter rechnen mit weiteren Urteilen in den nächsten Tagen.
Bundespolizist mit Oppositionsarmband zur Befragung
Die heimgekehrten Bundespolizisten haben jetzt einiges zu erklären: Denn auch wenn noch zu prüfen sein wird, ob sie sich Dienstvergehen zuschulden kommen ließen - reichlich naiv verhielten sie sich auf jeden Fall. So trug einer der jetzt ausgeflogenen Beamten offenbar tatsächlich ein grünes Armbändchen, als er gemeinsam mit einem Kollegen Anfang November am Rande einer Demonstration an einer Straßenkontrolle gestoppt wurde. Auch bei einer ersten Befragung in der Botschaft hatte er das Erkennungszeichen der iranischen Opposition noch am Gelenk.
Die deutsche Botschaft in Teheran hat nach dem Vorfall erneut alle Mitarbeiter sensibilisiert, bei Kontakten zu Iranern äußerst vorsichtig zu sein. Aus Sicherheitsgründen hat das Bundesinnenministerium den Bundesnachrichtendienst (BND) über die Vorgänge unterrichtet und um eine eingehende Prüfung gebeten.
Die deutschen Beamten beteuerten in ersten Befragungen, die Beziehung zu Samin A. sei rein privater Natur gewesen. Man habe sich auf einer Party kennengelernt, die Frau bezeichneten die Beamten als westlich orientierte Iranerin. Im Zuge der internen Untersuchung der Vorfälle wurde den deutschen Behörden eine weitere Beziehung eines Bundespolizisten zu einer iranischen Universitätsangestellten bekannt.