Afghanistan Abschiebeflug aus Deutschland landet in Kabul

Abschiebungen nach Afghanistan sind wegen der schlechten Sicherheitslage dort umstritten. Trotzdem sind erneut 17 abgelehnte Asylbewerber nach Kabul ausgeflogen worden.
Abschiebeflug aus Deutschland nach Afghanistan (Archivbild von 2017)

Abschiebeflug aus Deutschland nach Afghanistan (Archivbild von 2017)

Foto: Matthias Balk/ dpa

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist an diesem Mittwochmorgen ein weiterer Abschiebeflug aus Deutschland eingetroffen. An Bord der Maschine aus München waren 17 abgelehnte Asylbewerber, teilten Beamte am Flughafen mit. Das war die 17. Sammelabschiebung seit dem ersten Flug im Dezember 2016. Damit haben Bund und Länder bisher 383 Männer nach Afghanistan zurückgebracht.

Die nun abgeschobenen Männer wurden von 63 Beamten der Bundespolizei sowie vier Vertretern der bayerischen Landespolizei begleitet. Laut Bundesinnenministerium (BMI) beteiligten sich die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Sachsen.

Das Ministerium hatte aktuell keine vollständigen Meldungen über die 17 Männer, weil die Beschränkung auf Straftäter, terroristische Gefährder und "Identitätstäuscher" aufgehoben wurde. Sechs seien aber rechtskräftig verurteilte Straftäter, hieß es.

Anschläge auf Zivilisten

Die Abschiebungen sind umstritten, weil in Afghanistan radikalislamische Talibankämpfer und die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) immer stärker werden, Regierungstruppen angreifen und Anschläge auf Zivilisten verüben.

Rund 35 Sicherheitskräfte der Regierung sterben täglich bei solchen Gefechten und Anschlägen, wie es aus Militärkreisen heißt. Auch in der Nacht zum Mittwoch kamen mindestens 19 Sicherheitskräfte in drei afghanischen Provinzen um Leben. Bei einem Anschlag in in der ostafghanischen Provinz Nangarhar starben mindestens 13 Menschen.

Laut der Uno  erreichte im ersten Halbjahr die Zahl der bei Konflikten in Afghanistan getöteten Zivilisten mit fast 1700 den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2009.

Im Juli hatte der Fall eines Afghanen bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt, der sich nach einer Sammelabschiebung kurz nach seiner Ankunft in Kabul das Leben genommen hatte. Der Mann hatte zuvor rund acht Jahre in Deutschland verbracht. Er war am 3. Juli aus Hamburg abgeschoben worden, weil er mehrere Straftaten begangen hatte.

wbr/dpa
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