Afghanistan Deutscher Soldat bei Taliban-Angriff getötet

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche haben Extremisten im Norden Afghanistans deutsche Soldaten angegriffen. In der Provinz Baghlan verübten Taliban einen schweren Anschlag auf die Bundeswehr - ein deutscher Soldat starb, zwei weitere wurden schwer verletzt. 
Bundeswehr in Afghanistan (Archivbild): Neuer Angriff auf deutsche Soldaten

Bundeswehr in Afghanistan (Archivbild): Neuer Angriff auf deutsche Soldaten

Foto: DDP

Kunduz - Vor fünf Tagen starben zwei deutsche Soldaten bei einem verheerenden Angriff in Nordafghanistan - am Donnerstag ist die Bundeswehr in der Region erneut zum Ziel eines blutigen Anschlags geworden: Ein deutscher Soldat wurde getötet. Zwei Soldaten sind schwer verletzt worden, drei weitere erlitten leichte Verletzungen. Das sagte ein Bundeswehrsprecher in Nordafghanistan SPIEGEL ONLINE.

Der Anschlag mit einem Sprengsatz, der an einer Straße versteckt worden war, ereignete sich in der Ortschaft Qandahari in der Region Baghlan und traf einen Schützenpanzer vom Typ "Marder", in dem sieben deutsche Soldaten saßen. Der Panzer soll bei dem Angriff komplett zerstört worden sein. Die Verletzten wurden umgehend nach dem Anschlag, der sich um 7 Uhr 24 deutscher Zeit ereignet hatte, ins Feldlazarett des Bundeswehrlagers Kunduz gebracht. Der Mann verstarb am Anschlagsort, bevor er ins Rettungszentrum gebracht werden konnte.

Nach dem Anschlag hatten die Bundeswehrsoldaten große Probleme, die Verletzten aus dem Schützenpanzer zu bergen. Im Innenraum des "Marders" lagert viel Munition, die durch die Flammen nach der Detonation der Bombe am Straßenrand zu explodieren drohte. Die Verletzten wurden nach einem Notruf der Deutschen von US-Helikoptern abtransportiert, die in Kunduz stationiert sind. Seit rund einem Jahr hilft die US-Armee den Deutschen mit ihren Hubschraubern, da die Bundeswehr nicht über genug eigene Hubschrauber verfügt.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) will sich am Nachmittag am Rande des Kirchentags in Dresden zu dem Vorfall in Afghanistan äußern.

Es ist bereits der vierte deutsche Gefallene innerhalb der letzten zwei Wochen. Bereits am 25. Mai war ein deutscher Hauptmann in der Umgebung von Kunduz bei einem Angriff mit einer Sprengfalle auf eine Patrouille gefallen, nur drei Tage später kam es zu dem fatalen Anschlag auf das deutsch-afghanische Sicherheitstreffen in Talokan, dort wurde ein Berater und ein Personenschützer des deutschen Regionalkommandeurs Markus Kneip durch die Detonation einer Tage zuvor versteckten Bombe in den Tod gerissen.

Die Bundeswehr versucht seit Monaten, die Region Baghlan durch verstärkte Patrouillen und Operationen von den Taliban zu befreien. Durch die Region führt die strategisch wichtige Verbindungsstraße von Nordafghanistan in Richtung Kabul, die auch von der Nato als Nachschubroute benutzt wird. Die Taliban versuchen seit längerer Zeit, diesen Nachschubweg für das Militär mit Anschlägen und Straßenbomben zu blockieren. Die Bundeswehr hat seit mehreren Monaten einen befestigten Außenposten, das sogenannte "OP North" in dem Gebiet aufgebaut, dort sind mehrere hundert Soldaten stationiert.

Erster Fahndungerfolg im Fall Talokan

Am Mittwoch hatten Nato-Streitkräfte nach dem Anschlag vom vergangenen Sonnabend in Talokan den ersten Fahndungserfolg verkündet: US-Spezialkräfte und afghanische Soldaten haben bei einer nächtlichen Kommandoaktion einen möglichen Komplizen der Attentäter gefasst, die mit einer Bombe das hochrangige deutsch-afghanische Sicherheitstreffen in der Stadt angegriffen haben. Der Mann soll Verbindungen zur Islamischen Bewegung Usbekistans haben. Der Verdächtige sei bereits Montagnacht bei der Stadt Masar-i-Scharif festgenommen worden, hieß es in einer kurzen Mitteilung der Schutztruppe Isaf. Demnach habe er detailliert über den Anschlag per Telefon nach Pakistan berichtet. Das Gespräch wurde offenbar abgehört und führte die Fahnder so auf die Spur.

Taliban attackieren Grenzposten

Auch in Pakistan setzen die Taliban ihre blutige Anschlagsserie fort: Hunderte Extremisten haben im Nordwesten des Landes einen Grenzposten der Polizei angegriffen und dabei mindestens 28 Menschen getötet. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, starben bei dem am Mittwoch begonnenen Angriff an der afghanischen Grenze mindestens 23 Polizisten und fünf Zivilisten. Die Kämpfe dauerten am Donnerstagmorgen an.

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