Gefechte und Explosionen Dutzende Tote bei Gewaltwelle in Afghanistan

Selbstmordanschlag in Kabul: Angriff auf einen Bus mit Mitarbeitern des Bergbauministeriums
Foto: Rahmat Gul/APBei Explosionen und Gefechten sind in Afghanistan mindestens 49 Menschen getötet worden, weitere wurden verletzt. Insgesamt gab es Anschläge an drei verschiedenen Orten.
Im Osten der Hauptstadt Kabul gab es einen Anschlag auf einen Bus mit Mitarbeitern des Bergbauministeriums. Mindestens sieben Menschen starben, weitere 21 seien bei den Explosionen verletzt worden, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Wahidullah Majar, über Twitter mit. Unter den Getöteten seien fünf Frauen und ein Kind.
Anschließend habe es in der gleichen Gegend eine weitere Explosion gegeben, laut mehreren Nachrichtenagenturen handelte es sich hier um einen Selbstmordanschlag. Kurz darauf sei an einem anderen Ort im Osten der Stadt eine Autobombe detoniert. Die Nachrichtenagentur Reuters spricht unter Berufung auf Regierungsangaben von mindestens zwölf Toten allein in Kabul, laut der Nachrichtenagentur AP kamen in der Hauptstadt mindestens acht Menschen ums Leben.
Gefechte im Osten, Bombe im Norden
Bei Gefechten in der nördlichen Provinz Tachar in der Nacht zu Donnerstag wurden mindestens 35 Sicherheitskräfte getötet. Bei einem Taliban-Überfall auf einen Stützpunkt und mehrere Kontrollposten im Bezirk Ischkamisch seien 35 Polizisten ums Leben gekommen, sagte der Behördenvertreter Sajid Mehrabuddin.
Zudem seien sechs Polizisten und sechs Zivilisten bei den mehr als fünfstündigen Gefechten verletzt worden. Nach dem Überfall hätten die Taliban die Kontrollposten und den Stützpunkt in Brand gesetzt. Der Provinzrat Maulawi Keramatullah sprach gar von 43 getöteten Sicherheitskräften. Weitere neun seien abgängig.

Sicherheitskräfte in Kabul
Foto: Mohammad Ismail/REUTERSIn der östlichen Provinz Nangarhar fuhr am Donnerstagmorgen ein Minibus auf eine am Straßenrand platzierte Bombe. Dabei kamen mindestens sieben Zivilisten ums Leben, teilte das Pressebüro des Gouverneurs der Provinz mit. Die Passagiere seien auf dem Weg zu einer Hochzeit gewesen.
Taliban lehnen Waffenstillstand ab
Die Gewalt in Afghanistan dauert ungeachtet laufender Gespräche zur politischen Beilegung des langjährigen Konflikts an. Seit Juli des vergangenen Jahres führen die USA direkte Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Taliban. Dabei geht es vor allem um Truppenabzüge sowie um die Forderung der USA nach Garantien, dass von Afghanistan aus keine Terroranschläge mehr geplant werden. Einen Waffenstillstand lehnen die radikalislamischen Taliban weiter ab.
Die Konfliktparteien glauben, durch erhöhten militärischen Druck die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Die Denkfabrik International Crisis Group warnte kürzlich in einer Analyse, die eskalierende Gewalt könne zu einer Verhärtung der Positionen führen. Nach Anschlägen in den vergangenen Wochen hatten Afghanen in sozialen Medien auch dazu aufgerufen, die Gespräche auszusetzen.
Zugleich sollen die USA-Taliban-Gespräche nach offizieller Lesart in direkte Friedensverhandlungen zwischen Taliban und der afghanischen Regierung führen. Bisher lehnen es die Taliban ab, mit der Regierung zu reden, die sie als Marionette des Westens sehen. Bei einer von Deutschland und Katar vermittelten "innerafghanischen Dialogkonferenz" hatten beide Seiten vor Kurzem allerdings als Zivilpersonen miteinander gesprochen und sich auf eine Reduzierung der Gewalt geeinigt - die bislang keine Wirkung zeigt.
Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, ist aktuell in Kabul. Danach will der Chefunterhändler ins Golfemirat Katar, um die USA-Taliban-Verhandlungen fortzusetzen.