
Kabul: Taliban sabotieren die Dschirga
Afghanistan Karzai entlässt Innenminister und Geheimdienstchef
Kabul - Afghanistans Präsident Hamid Karzai hat seinen Innenminister Hanif Atmar und den Geheimdienstchef Amrullah Saleh aus ihren Ämtern entlassen. Die beiden hätten "keine befriedigende" Erklärung dafür liefern können, wie es zu dem Angriff auf die Friedenskonferenz in Kabul am vergangenen Mittwoch habe kommen können, hieß es. Karzai habe deshalb "ihre Rücktritte akzeptiert".
Mindestens zwei Taliban-Kämpfer hatten Raketen auf den Ort der Konferenz abgefeuert. Keiner der 1500 Delegierten wurde verletzt. Die Angreifer wurden anschließend in einem Feuergefecht mit afghanischen Sicherheitskräften getötet. Karzai berief der Verlautbarung zufolge den bisherigen stellvertretenden Innenminister Munir Mangal auf den vakant gewordenen Ministerposten. Der Ingenieur Ibrahim Spinzada sei als neuer Geheimdienstchef eingesetzt worden.
Als eine erste Konsequenz aus der Friedenskonferenz, der sogenannten Dschirga, in der es um eine mögliche Aussöhnung mit den Taliban ging, hat Präsident Karzai eine Überprüfung aller Fälle angeordnet, in denen als Taliban Verdächtigte in afghanischen Gefängnissen festgehalten werden. Die Taliban selbst hatten es abgelehnt, an der Versammlung teilzunehmen. Es werde eine Kommission geben, die "jene Gefangenen identifizieren und freilassen soll, die ohne ausreichende Beweise im Gefängnis sitzen", teilte die afghanische Regierung mit.
Neue Anschläge, fünf weitere tote Soldaten
Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Konvoi der Internationalen Schutztruppe Isaf in der ostafghanischen Provinz Nangarhar sind am Sonntag mindestens 13 Afghanen verletzt worden. Wie ein Sprecher der Provinzregierung mitteilte, sprengte sich der Täter auf einem mit Sprengstoff beladenen Motorrad in der Nähe der Fahrzeuge in die Luft. Nach Angaben des Innenministeriums handelt es sich bei den Opfern um zwölf Zivilisten und einen Polizisten. Unklar war, ob auch ausländische Soldaten zu Schaden kamen. Die Nato-geführte Isaf äußerte sich zunächst nicht zu dem Anschlag.
In der südlichen Unruheprovinz Kandahar starben unterdessen zwei Zivilisten und ein Polizist bei einem Bombenanschlag. Nach offiziellen Angaben wurden vier Menschen verletzt, als am Sonntag neben einem Polizeiauto ein Sprengsatz explodierte. Der Osten und Süden Afghanistans gelten als Taliban-Hochburgen.
Im Süden und Osten Afghanistans sind am Sonntag fünf Nato-Soldaten getötet worden. Drei von ihnen seien bei einem Unfall im Süden des Landes umgekommen, teilte die Nato in Kabul mit. Ebenfalls im Süden sei ein Soldat bei der Explosion einer Mine gestorben, ein weiterer wurde demnach im Ostafghanistan bei einem Angriff von Aufständischen getötet. Zur Nationalität der Soldaten machte die NATO zunächst keine Angaben.