Afghanistan Mehrere Menschen sterben bei Anschlägen

Anschläge in Afghanistan haben mehrere Menschen das Leben gekostet. Neun Zivilisten starben durch einen Sprengsatz. Bei einem weiteren Angriff wurden zwei Nato-Soldaten getötet. Das Verteidigungsbündnis bekräftigte Pläne für einen schrittweisen Rückzug vom Hindukusch.

Afghanistan

Kandahar/Brüssel - Die Gewalt in reißt nicht ab. Bei der Explosion eines Sprengsatzes im Süden des Landes starben mehrere Zivilisten, als ein Minibus in der Provinz Kandahar auf eine Bombe fuhr. Ein Behördensprecher sagte am Freitag, neun Zivilisten seien getötet und acht verletzt worden. Unter den Toten seien auch vier Frauen und drei Kinder.

Taliban

Selbstgebaute Bomben werden vor allem von den verwendet und werden entweder ferngezündet oder durch das Gewicht eines Fahrzeugs ausgelöst.

Isaf

Bei einem weiteren Anschlag ebenfalls im Süden des Landes wurden zwei Nato-Soldaten und zwei Zivilisten getötet. Während die Internationale Schutztruppe in Afghanistan ( ) erklärte, es habe sich um einen selbstgebauten Sprengsatz gehandelt, sprach ein Behördenvertreter der Provinz Sabul von einem Selbstmordattentat auf einem Markt.

Erst am Donnerstag waren Dutzende Menschen bei einem Anschlag auf eine Hochzeitsgesellschaft gestorben.

Rasmussen sieht Fortschritt in Afghanistan

Nato

Trotz der zuletzt heftigen Gefechte mit den Taliban hat die ihre Pläne für einen schrittweisen Ausstieg aus dem Einsatz in Afghanistan bekräftigt. Noch in diesem Jahr solle begonnen werden, der Armee und Polizei Afghanistans Verantwortung für die Sicherheit in Teilen des Landes zu übertragen, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Freitag in Brüssel. Dort hatten sich die Verteidigungsminister der 46 an der Schutztruppe Isaf beteiligten Staaten getroffen.

"Wir wollen, dass dieser Übergang sich so rasch wie möglich vollzieht, sofern es die Umstände erlauben", sagte Rasmussen zu den Rückzugsplänen. "Und wir wollen, dass er möglichst vor Ende dieses Jahres beginnt." Die Nato werde aber so lange wie nötig in Afghanistan bleiben.

In einer gemeinsamen Erklärung begrüßten die 28 Nato-Verteidigungsminister die "beachtliche Verbesserung der Fähigkeiten der afghanischen Sicherheitskräfte" und versprachen zugleich weitere Unterstützung. Für die Ausbildung der Afghanen fehlen noch 450 von 2300 Ausbildern.

Die afghanische Armee hat derzeit 119.000 Soldaten. Bis Oktober 2011 sollen es 171.600 sein. Die Polizei hat aktuell eine Stärke von 104.000 Mann. Angestrebt sind 134.000. "Vielleicht glauben die Taliban, dass sie unseren Abzug nur abzuwarten brauchen", sagte Rasmussen. "Aber wenn unser Einsatz endet, dann wird es Hunderttausende von afghanischen Soldaten und Polizisten geben, die ausgebildet und bereit sind, ihr Land zu verteidigen."

Das vergangene Jahr sei "schwierig für Afghanistan und für unseren Einsatz gewesen", sagte Rasmussen. 2010 gebe es jedoch eine neue Strategie. Die Isaf mit ihren derzeit 120.000 Soldaten habe Verstärkung bekommen. "Fortschritt ist erkennbar, politischer und militärischer Fortschritt", meinte Rasmussen.

Neue Versorgungsroute nach Afghanistan

Die Nato hat indes eine neue Versorgungsroute über Russland und Zentralasien nach Afghanistan eröffnet. Dies soll eine wichtige Alternative zu den Linien durch Pakistan schaffen, die von Aufständischen heftig attackiert werden. Der erste Nachschub über die neue Route sei am 9. Juni eingetroffen, hieß es in einer Erklärung der Nato am Rande des Verteidigungsministertreffens.

Russland hatte zwar schon vor drei Jahren sein Territorium als Nachschublinie angeboten, die Nato griff dieses Angebot aber erst im vergangenen Jahr auf. Die Verhandlungen mit mehreren zentralasiatischen Staaten über Transitrechte zogen sich noch über Monate hin.

In der Debatte um den Aufbau einer Nato-eigenen Raketenabwehr signalisierte Deutschland erstmals Zustimmung. "Die Bundesregierung unterstützt diese Initiative", sagte Staatssekretär Christian Schmidt. Nato-Generalsekretär Rasmussen hofft, dass der Bündnis-Gipfel im November in Portugal den Weg für das System frei macht. Für den nötigen einstimmigen Beschluss müssen noch Bedenken Frankreichs ausgeräumt werden. Mit der Raketenabwehr will sich die Allianz vor möglichen Angriffen aus dem Iran schützen.

Mehrere Tote bei Drohnen-Angriff in Pakistan

Pakistan

Im Kampf gegen Aufständische und Terroristen wurde ein weiterer Drohnen-Angriff in vermeldet. Auf ein Haus in einer Ortschaft nahe der afghanischen Grenze wurden am Freitag sechs Raketen abgeschossen, wie aus Geheimdienstkreisen verlautete. Es war der zweite Angriff in der Region in weniger als zwölf Stunden. Bei dem US-Angriff im Nordwesten Pakistans wurden demnach 15 mutmaßliche Extremisten getötet.

Am Donnerstagabend waren bei einem Raketenangriff in Nord-Waziristan zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Gebirgsregion gilt als Hochburg der Taliban und mit ihnen verbündeter Qaida-Terroristen. Seit Jahresbeginn gab es in Pakistan mehr als 35 mutmaßliche Raketenangriffe mit mehreren hundert Toten. Die Regierung in Islamabad protestiert öffentlich gegen die Drohnenangriffe der US-Luftwaffe, es wird aber vermutet, dass der pakistanische Geheimdienst zumindest einige der Attacken unterstützt hat.

mmq/AFP/dpa/apn
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