Afghanistan Präsident Ghani kündigt Waffenruhe mit Taliban an

Ashraf Ghani
Foto: Mohammad Ismail/ REUTERSDer afghanische Präsident Ashraf Ghani hat eine weitere Waffenruhe mit den radikalislamischen Taliban angekündigt. Sie soll am Montag, einen Tag vor Beginn der Feierlichkeiten zum islamischen Opferfest Eid al-Adha, beginnen. Das kündigte er während einer live im Fernsehen übertragenen Rede zum 99. Unabhängigkeitstag seines Landes an. Darin rief er auch die Taliban auf, die Waffenruhe zu akzeptieren.
Die erste von Ghani angekündigte Waffenruhe im Juni wurde von den Taliban für drei Tage während der Feiern zum Fest des Fastenbrechens, Eid al-Fitr, eingehalten. Sie endete aber abrupt, als die Taliban das Angebot der afghanischen Regierung ablehnten, die Waffenruhe über die drei Tage hinaus zu verlängern. Kurz darauf kam es erneut zu Gewalt.
"Der vorbehaltliche Waffenstillstand beginnt morgen und wird so lange dauern, wie ihn die Taliban bewahren und respektieren", sagte Ghani nun am Sonntag in Kabul. Einem hochrangigen Mitarbeiter des Präsidenten zufolge soll die Waffenruhe für drei Monate bis zum Geburtstag des Propheten Mohammed gelten, den Afghanistan am 21. November feiert. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Er gelte demnach nur für die Taliban und nicht für andere Extremisten-Gruppen wie den Islamischen Staat. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte die Ankündigung.
Taliban haben Waffenruhe bisher nicht offiziell bestätigt
In Taliban-Kreisen hieß es, mehrere Anführer hätten einem viertägigen Waffenstillstand während des islamischen Opferfestes zugestimmt. Allerdings stehe die Genehmigung von oberster Stelle noch aus. Dem Innenministerium zufolge hatten die Taliban erst am Tag zuvor in der nördlichen Provinz Farjab Teile eines Bezirks unter ihre Kontrolle gebracht. Mehr als 50 Soldaten würden vermisst.
Zudem lieferten sich die Taliban erst vor wenigen Tagen heftige Kämpfe mit Regierungstruppen um die Kontrolle der Stadt Ghazni, bevor die Soldaten mit US-Unterstützung die schwer bewaffneten Rebellen zurückdrängen konnten. Dabei kamen mindestens 150 Soldaten und 95 Zivilisten ums Leben.
Bei Selbstmordanschlägen sowie Kämpfen zwischen Extremisten und afghanischen Soldaten sind im ersten Halbjahr 2018 mehr als 1600 Zivilisten getötet worden, wie die Vereinten Nationen mitteilten. Seit dem Rückzug des Großteils der ausländischen Streitkräfte im Jahr 2014 haben die Taliban stetig an Boden gewonnen.
Die afghanische Regierung stand zuletzt in der Kritik, weil sie die strategisch gelegene Stadt Ghazni zwischen Kabul und dem Süden des Landes nicht vor den Islamisten schützen konnte. Die Zweifel an der Sicherheitslage wurden zuletzt auch dadurch geschürt, dass die Taliban andernorts einen Militärstützpunkt überrannten.