Afghanistan-Friedenskonferenz Taliban kommen offenbar nach Moskau

Gibt es doch Hoffnung auf Frieden in Afghanistan? Russlands Außenminister kündigt überraschend die Teilnahme der radikalislamischen Taliban an einer Konferenz in Moskau an.
Taliban-Mitglieder (Archivaufnahme)

Taliban-Mitglieder (Archivaufnahme)

Foto: Raumat Gul/ AP

Die Taliban nehmen möglicherweise Anfang September neben der Regierung von Afghanistan an Friedensgesprächen in Moskau teil. Das teilte Russlands Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax mit. "Die ersten Reaktionen sind positiv; sie planen, an dem Treffen teilzunehmen", gab sich Lawrow optimistisch.

Erst am vergangenen Wochenende hatte der afghanische Präsident Ashraf Ghani eine Waffenruhe mit den Radikalislamisten angekündigt. Die Extremisten lehnten dies aber ab. Die Taliban kämpfen seit Jahren gegen die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul.

Lawrow dementierte aber Angaben, dass Moskau in Afghanistan mit Hilfe der Taliban die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückdrängen wolle. So hatte es der afghanische Botschafter in Russland, Abdul Kajum Kotschai, am Montag dargestellt. Das könne er sich nicht einmal hypothetisch vorstellen, sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge. Die Taliban wie der IS sind in Russland als Terrorgruppen verboten. Die USA werfen Moskau indes vor, die Taliban mit Waffen zu versorgen.

Lawrow sagte, die Kontakte zu den Taliban seien bekannt. Sie gehörten zur russischen Afghanistan-Strategie, weil die Fundamentalisten dort Teil der Bevölkerung seien. Außerdem gehe es bei den Kontakten oft um Fragen der Sicherheit russischer Bürger.

Zur Befriedung des jahrzehntealten Konflikts in Afghanistan gibt es mehrere internationale Gesprächsformate. In Moskau sind Russland, Afghanistan, Pakistan, China, der Iran und Indien beteiligt.

Bei Selbstmordanschlägen sowie Kämpfen zwischen Extremisten und afghanischen Soldaten sind im ersten Halbjahr 2018 mehr als 1600 Zivilisten getötet worden, wie die Vereinten Nationen mitteilten. Seit dem Rückzug des Großteils der ausländischen Streitkräfte im Jahr 2014 haben die Taliban stetig an Boden gewonnen.

Am Dienstag ließen die Taliban zwar mehr als 160 Zivilisten nach einem Tag Geiselhaft frei. Mindestens 20 Polizisten und Soldaten würden aber noch festgehalten, teilten die örtlichen Behörden am Dienstag mit. Am Montag hatten Taliban-Kämpfer in der Nähe der nordafghanischen Provinz Kunduz fast 200 Buspassagiere in ihre Gewalt gebracht. Sie waren in drei Bussen von der Provinz Takhar auf der Fahrt in die Hauptstadt Kabul, als sie von den Extremisten überfallen wurden.

Die Freilassung der Geiseln wurde kurz nach dem Einschlag mehrerer Raketen in der Nähe des Regierungsviertels in Kabul bekannt gegeben. Das Innenministerium teilte mit, einige Geschosse seien in der Nähe des Präsidentenpalastes und von Botschaftsgebäuden niedergegangen. Wer dafür verantwortlich ist, war zunächst nicht klar.

als/dpa/Reuters
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