Afghanistan Taliban melden Enthauptung eines Missionars

Die Qaida-Mörder haben es vorgemacht. Jetzt scheinen es ihnen die Taliban gleich zu tun. Eigenen Angaben zufolge haben Kämpfer im Südosten Afghanistans einen christlichen Missionar getötet. "Wir haben ihn geköpft, um andere davor zu warnen, Muslime zum Christentum zu bekehren", sagte ein Sprecher.

Kabul - Die Enthauptung des Mannes soll in der Stadt Ghasni stattgefunden haben. Taliban-Sprecher Mufti Abdul Latif Hakimi sagte heute Abend, der ehemals muslimische Afghane sei von den Amerikanern dafür bezahlt worden, Muslime zum Christentum zu bekehren. Die Rebellen hätten im Haus des Mannes "verdächtige Bücher" gefunden und ihn mitgenommen.

Bei zwei Bombenanschlägen gestern wurden vier Menschen getötet und mindestens 24 Menschen verletzt. Die Sprengsätze detonierten nach Behördenangaben kurz nacheinander in der Innenstadt von Jalalabad, rund 125 Kilometer östlich der Hauptstadt Kabul. Die Behörden machten muslimische Extremisten verantwortlich. Ein Mann, der sich als Sprecher der Taliban ausgab, wies dies allerdings zurück.

Die für September geplanten Wahlen in Afghanistan werden angesichts der Sicherheitslage noch einmal verschoben. Hauptgrund ist die nur schleppend vorankommende Entwaffnung früherer Kriegsherren. Auch ungeklärte Streitfragen zwischen Regierungsvertretern und politischen Parteien machen laut Faruk Wardak, einem ranghohen Mitglied der Wahlkommission, eine Verschiebung wahrscheinlich. Dem Wahlgesetz zufolge müsste eine Wahl noch im September bis spätestens Freitag bekannt gegeben werden. Dies sei nicht mehr möglich, sagte Wardak.

Nach einem Gespräch mit dem Uno-Gesandten Jean Arnault und Präsident Hamid Karzai schränkte Wardak allerdings ein, dass noch Spielraum vorhanden sei. "Wenn alle Vorbereitungen gelaufen sind, ist Ende September immer noch möglich", sagte er. Ursprünglich hätte die Abstimmung bereits im Mai stattfinden sollen.

Zuvor hatte bereits Uno-Sprecher Manoel de Almeida e Silva erklärt, Schwierigkeiten bei der Entwaffnung früherer Kriegsherren könnten den Zeitplan für die Wahlen kippen. Bislang haben sich nach Angaben Almeida e Silvas 5,5 Millionen der schätzungsweise 9,5 Millionen Wahlberechtigten registrieren lassen. Angesichts der anhaltenden Angriffe auf Wahlhelfer und Wähler sei dies eine eindrucksvolle Bilanz, sagte der Uno-Sprecher.

Todesurteil nach Ermordung von Vizepräsident Kadir

Zwei Jahre nach dem Mordanschlag auf den afghanischen Vizepräsidenten Hadschi Kadir wurde der Fahrer des Fluchtautos der Angreifer zum Tode verurteilt. Wie Justizsprecher Fasel Ahmed Manawi heute in Kabul mitteilte, legte der Mann bereits Berufung gegen das Urteil vom Montag ein. Kadir war am 6. Juli 2002 in Kabul auf offener Straße in seinem Auto erschossen worden. Die Behörden vermuten einen früheren Kriegsherrn der Provinz Nangarhar, Hadschi Saman, hinter dem Anschlag. Saman hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren