Afrika Mindestens 200 Tote bei Nigeria-Wahl
Abuja - Die gewaltsamen Übergriffe ereigneten sich nach Angaben der EU-Beobachter zwischen dem 14. und 21. April. Am 14. April fanden in Nigeria Gouverneurswahlen statt, am Samstag Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Bei den Opfern handele es sich sowohl um Polizisten als auch um Kandidaten der beiden Wahltermine.
Wahlbeobachter und Oppositionelle in dem westafrikanischen Land haben den Wahlverlauf scharf kritisiert. "Die Vorkommnisse lassen befürchten, dass nicht alle wahlberechtigten Nigerianer tatsächlich in der Lage waren, frei und ohne Angst von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen", teilte die EU-Ratspräsidentschaft mit.
Die größte Dachorganisation einheimischer Beobachter will das Ergebnis der Präsidenten- und Parlamentswahlen nicht anerkennen. Am Samstag waren rund 61,5 Millionen Wahlberechtigte im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas aufgerufen, einen neuen Präsidenten als Nachfolger von Staatschef Olusegun Obasanjo sowie die Abgeordneten von Senat und Nationalversammlung zu bestimmen. Obasanjo hatte vergeblich versucht, eine dritte Amtszeit durchzusetzen
Heute wurde der Kandidat der Regierungspartei zum Sieger erklärt. Der vom scheidenden Präsidenten Obasanjo unterstützte muslimische Gouverneur des Bundesstaates Katsina, Umaru Yar'Adua, habe bei der Abstimmung am Samstag mehr als 24,6 Millionen Stimmen erhalten. Das teilte die nationale Wahlkommission mit. Sein Rivale von der Opposition, Ex-Militärmachthaber Muhammadu Buhari, erhielt demnach nur 6,6 Millionen Stimmen.
Die Wahl war mit großen Hoffnungen verbunden, weil sie nach jahrzehntelanger Militärherrschaft erstmals seit der Unabhängigkeit 1960 den Übergang von einem gewählten Präsidenten zum nächsten markierte. Doch die Hoffnung war offenbar vergebens: Augenzeugen berichteten von bereits markierten Wahlzetteln, gestohlenen Urnen und Polizisten, die Wähler beeinflussten.
In einigen Gegenden hatte die Wahl am Wochenende nur mit erheblicher Verspätung oder überhaupt nicht begonnen. In zwei Bezirken des Bundesstaates Anambra hatten sich die Bürger schon auf den Heimweg gemacht, als die Wahlunterlagen am Abend ankamen.
In der Stadt Daura eröffneten Soldaten das Feuer auf hunderte Jugendliche, die nach Berichten über das Verschwinden tausender Wahlzettel Autos zertrümmerten und Hütten anzündeten. Drei Jugendliche wurden Krankenhauskreisen zufolge getötet und zehn weitere Menschen verletzt. In Kano stahlen mit Macheten und Gewehren bewaffnete Schlägertrupps Wahlurnen. Im Bundesstaat Ondo wurde ein Behördenvertreter entführt. In der Hauptstadt Abuja scheiterte kurz vor Beginn der Abstimmung ein Anschlag mit einem Tanklaster auf den Sitz der Nationalen Wahlkommission. Das Fahrzeug kam an einem Telefonmast zum Stehen und explodierte nicht.
Der scheidende Obasanjo hatte Anschuldigungen über Wahlmanipulationen zunächst zurückgewiesen. "Ich möchte den Nigerianern versichern, dass diese Regierung die Gesetze befolgt. Sie hat keinen Grund, Wahlergebnisse zu verfälschen", sagte er. Heute gab er immerhin zu, die Wahlen seien "nicht perfekt" verlaufen. Die Nigerianer sollten den Glauben an die Demokratie aber nicht verlieren.
als/AFP/Reuters/AP/dpa