Ahnungslosigkeit im Amt Britischer Fischereiminister versagt im Fischquiz

Britisches Nationalgericht Fish'n'Chips: Fischereiminister versagt im Fischquiz
Foto: Annette Reuther / dpaLondon - Ein Zugeständnis gleich zu Beginn: Politiker können Politik, Fachkenntnis ist nicht unbedingt eine Voraussetzung - Zyniker würden sogar sagen, eher eine Seltenheit. Die wohlmeinende Öffentlichkeit gesteht jedoch selbst Ministern zu, dass sie sich erst in die Materie einarbeiten müssen. Aber irgendwann muss dann auch ein Minimum an Halbwissen abrufbar sein.
Richard Benyon, Fischereiminister, beweist gerade spektakulär, wie peinlich es sein kann, wenn man bei den einfachsten Fragen patzt. Denn dann macht man in den wichtigen Blättern von "Independent" bis "Daily Mail" größere Schlagzeilen als mit den klügsten Interviews zur Überfischung.
Benyon war zu Gast in einer Show des britischen TV-Senders Channel 4, einer Serie über Fisch mit dem Starkoch Hugh Fearnley-Whittingstall. Der Küchenchef hatte, wie er später bekannte, einen "kleinen Schabernack" vorbereitet - ein Fischquiz. Wie gut kannte der Fischereiminister die Arten, die britischen Fischern in die Netze gingen?
Es begann harmlos, man unterhielt sich über Fisch als wertvolles Lebensmittel, und der Minister bekannte noch: "Ich esse leidenschaftlich gerne Fisch."
Ach ja? Welchen denn?
Küchenchef Fearnley-Whittingstall und die TV-Crew hatten für ihn die zwölf wichtigsten Arten aufgereiht, die üblichen Verdächtigen aus den alljährlichen Verhandlungen über Fangquoten und Überfischung: Kabeljau, Schellfisch, Scholle, Heilbutt und Konsorten.
Der Minister starrte. "Oh mein Gott", stöhnte er, als er die Falle erkannte. "Das ist so gemein. Ich bin ein absolutes Landei. Ich komme aus einer Gegend, die so weit weg liegt vom Meer, wie das überhaupt nur geht."
Genug der Ausreden. Ran an den Fisch.
Mut zur Lücke
Benyon identifizierte den Kabeljau. Immerhin. Den Seeteufel auch, aber der ist auch wirklich ein hässliches Biest, das sich leicht erkennen lässt. Mit Hilfe des Quizmasters schaffte er noch den Seelachs - den wichtigsten Lieferanten für Fischstäbchen. Und dann war Schluss. Bei Heilbutt und Wittling keine Reaktion. Steinbutt? Nie gehört. Scholle? Dito. Drei von zwölf Arten konnte der Minister benennen. In der Schule hätte er für diese Vorstellung eine glatte Sechs kassiert.
Vielleicht findet er einen gewissen Trost darin, dass manche Kollegen in ähnlichen Situationen ebenfalls schlimm gepatzt haben. Der britische "Independent" zählt sie in seiner Ausgabe vom Dienstag genüsslich auf:
- Alan Johnson, im Schattenkabinett von Labour für die Finanzen zuständig, wurde im Live-Interview gefragt, wie hoch der Arbeitgeberbeitrag zur britischen Sozialversicherung sei. Geschickt erwiderte er: "Ich würde ihn jedenfalls um einen Prozentpunkt anheben." Der Moderator bohrte gnadenlos nach: "Und dann wäre er wie hoch … ?" Der Finanzexperte musste passen.
- David Lammy, bis zur Abwahl von Labour als Bildungsminister im Amt, landete bei einem Prominentenquiz im Fernsehen auf dem letzen Platz. Auf die Frage, wer Heinrich VIII. auf den Thron folgte, antwortete Lammy: "Heinrich VII." Kann ja mal passieren.
- Richard Caborn, Schattenminister für Sport bei Labour, versagte im Sportquiz eines Radiosenders grauenhaft. Er konnte weder den Coach der Krickett-Nationalmannschaft nennen, noch den Trainer der Rugby-Auswahl, er kannte die wichtigsten Jockeys nicht, die in Ascot reiten, er hatte keinen Schimmer, wer die aktuell besten europäischen Golfspieler sind. Seine Entschuldigung: "Ich bin wirklich eine Katastrophe heute morgen." Wie wahr.
- Aber auch nicht viel schlimmer als Premier David Cameron, der laut "Independent" bei Fragen zur britischen Geschichte große Lücken bewies. Als er nach dem Amtsantritt Barack Obamas in Washington seine Aufwartung machte, erklärte er der erstaunten Weltöffentlichkeit, wie sich Großbritannien im Zweiten Weltkrieg als Juniorpartner der USA bewährt habe. Juniorpartner? Als die USA in den Krieg eintraten, kämpften die Briten schon seit zwei Jahren gegen Hitler. Cameron entschuldigte sich später für die Wissenslücke.
Zumindest das muss man den genannten britischen Politikern zugestehen: Wenn sie in den Fettnapf treten, sagen sie wenigstens "sorry".