Entführter Ingenieur Al-Qaida will deutsche Terrorhelferin freipressen

Die Entführung eines deutschen Ingenieurs in Nigeria hat offenbar einen terroristischen Hintergrund: Der Mann befindet sich womöglich in der Gewalt von al-Qaida, darauf jedenfalls deutet eine Videobotschaft hin. Die Radikalen wollen so eine deutsche Terrorhelferin freipressen.

Baden-Baden - Im Fall eines entführten Deutschen in Nigeria ist eine beunruhigende Videobotschaft aufgetaucht. Auf dem Band, das von der auf islamistische Propaganda spezialisierten Analysegruppe Site ausgewertet worden ist, fordert ein Ableger von al-Qaida in Nigeria von der Bundesregierung, eine in Deutschland inhaftierte Terrorhelferin freizulassen.

Auf dem Videoband, das auch bei der mauretanischen Informationsagentur Nouakchott einging, fordern die Entführer des verschleppten Mitarbeiters des Baukonzerns Bilfinger die Freilassung der Ulmer Terrorhelferin Filiz Gelowicz. Bei den Behörden wird das Video mit der Drohung als authentisch eingestuft, was eine Lösung der Geiselkrise kaum leichter machen dürfte. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte, das Video werde "noch geprüft". Der Krisenstab des Ministeriums, der sich mit Entführungsfällen befasst, sei um Aufklärung bemüht.

Der Mann befindet sich seit Januar in Geiselhaft - offenbar in Gewalt der Terrorgruppe al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Er war auf einer Baustelle von drei Männern entführt worden. "Sie kamen und fesselten ihn, steckten ihn in den Kofferraum und fuhren davon", hatte damals ein Polizeisprecher erklärt. Im Norden Nigerias kommt es immer wieder zu Anschlägen der radikalislamischen Sekte Boko Haram. Dieser werden enge Kontakte zu al-Qaida nachgesagt.

Wie die Organisation Site mitteilte, verlangten die Islamisten die Freilassung von Um Seif Allah al-Ansari. Dabei handele es sich um Filiz Gelowicz.

Filiz Gelowicz ist die Ehefrau des verurteilten Mitglieds der Sauerland-Gruppe, Fritz Gelowicz, der wegen Planung eines Bombenanschlags eine zwölfjährige Freiheitsstrafe absitzt. Seine Frau wurde im März 2011 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt, die sie in Schwäbisch Gmünd absitzt. Sie sei nach Auffassung der Gruppe in einem deutschen Gefängnis unmenschlichen Haftbedingungen ausgesetzt.

Laut ihrem Anwalt, Mutlu Günal, weiß sie nichts von einem Freipressungsversuch. Sie habe einen Entlassungsantrag zum 25. April gestellt, sagte er dem SWR.

jok/dapd/dpa
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