Rotes Kreuz zu Aleppo Einer der "verheerendsten städtischen Konflikte der Neuzeit"

In Aleppo schweigen die Waffen nicht einmal für Stunden. "Nichts und niemand ist sicher", sagt der Präsident vom Internationalen Roten Kreuz und verlangt Zugang zu den eingeschlossenen Zivilisten.
Zerstörungen nach Luftangriff auf Rebellenhochburg in Aleppo

Zerstörungen nach Luftangriff auf Rebellenhochburg in Aleppo

Foto: AMEER ALHALBI/ AFP

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat einen dramatischen Appell an die Konfliktparteien in Syrien gerichtet, das "Töten" im umkämpften Aleppo zu beenden. Der Kampf um die geteilte syrische Metropole sei "zweifellos einer der verheerendsten städtischen Konflikte der Neuzeit", erklärte IKRK-Präsident Peter Maurer "Nichts und niemand in Aleppo ist sicher", fügte er hinzu. "Ständig gibt es Beschuss, mit Häusern, Schulen und Krankenhäusern in der Schusslinie. Menschen leben in einem Zustand der Angst. Kinder sind traumatisiert. Das Ausmaß des Leidens ist immens", sagte Maurer.

Neben der direkten Bedrohung durch die Kämpfe mangele es an grundlegender Versorgung etwa mit Wasser und Strom, so Maurer. Dies sei ein dramatisches Risiko für bis zu zwei Millionen Menschen, die kaum Zugang zu medizinischer Grundversorgung hätten.

Der Westen der Stadt wird von Regimetruppen gehalten, die von Russland unterstützt werden. Den Osten Aleppos kontrollieren Aufständische.

Die Bundesregierung rief eindringlich zu einer Waffenruhe auf. Drei Stunden Feuerpause am Tag, wie jüngst von Russland angekündigt, seien zu wenig. Außenminister Frank-Walter Steinmeier konnte seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow bei einem Treffen am Montag in Jekaterinburg keine Zusage einer längeren Waffenruhe abringen. Nach Darstellung von Beobachtern in Aleppo werden auch die drei Stunden Waffenruhe nicht eingehalten.

Das IKRK bekräftigte Forderungen der Vereinten Nationen nach regelmäßigen Waffenruhen für humanitäre Hilfe. Helfer müssten dabei genug Zeit haben, um kriegszerstörte Versorgungssysteme zu reparieren. Alle Kriegsparteien müssten Hilfsorganisationen die Möglichkeit geben, Zivilisten überall in der geteilten Stadt zu erreichen.

Rebellengruppen unter Führung von Islamisten hatten jüngst zwar die Belagerung des Ostteils durchbrochen, konnten aber keine sichere Passage in die Rebellengebiete freikämpfen.

Die Schlacht um Aleppo hat sich verstärkt, seit Regimetruppen Anfang Juli die letzte Versorgungsroute in den Osten der Stadt gekappt haben. Bis zu 300.000 Menschen sind dort von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die Menschen im Westen der Stadt, schätzungsweise 1,2 Millionen, hätten kaum noch Strom und ausreichend Trinkwasser, heißt es. Aleppo war früher eine lebendige Wirtschafts- und Kulturmetropole.

anr/dpa/AFP
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