Aleppo Zehntausende hoffen auf Evakuierung

Menschen warten in Aleppo auf ihre Evakuierung
Foto: ABDALRHMAN ISMAIL/ REUTERSIm östlichen Aleppo warten Tausende Menschen bei eisiger Kälte darauf, dass die Evakuierung des heftig umkämpften Stadtviertels weitergeht. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, harrten sie auf der Straße oder in den Ruinen der zerbombten Häuser aus.
Die eingeschlossenen Zivilisten im Osten von Aleppo haben demnach weder Nahrung noch Trinkwasser. Sie ernähren sich lediglich von Datteln. In der Annahme eines baldigen Aufbruchs hätten viele Bewohner ihren Besitz verbrannt, damit er nicht in die Hände der Soldaten fällt.
Die syrische Führung hatte die Evakuierung jedoch am Freitag gestoppt, nachdem es zu Gefechten gekommen war. Russland hat die Aktion bereits für beendet erklärt. Nun seien nur noch radikale Kämpfer in der Stadt, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. Nach Angaben des Kreml haben 9500 Rebellen und Zivilisten die Stadt verlassen.

Frontverlauf in Syrien
Foto: SPIEGEL ONLINEMehrere Zehntausend Menschen harren nach Angaben der Uno bei Temperaturen um null Grad jedoch weiter aus. Am Samstag sah es dann so aus, als könnte die Evakuierung weitergehen. Rebellen und Regierung hätten sich auf ein neues Abkommen geeinigt, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Die Evakuierung Ost-Aleppos solle parallel zur teilweisen Räumung der Dörfer Kefraja und al-Fua wiederaufgenommen werden, sagte ein Vertreter der syrischen Regierung. Ein Rebellenvertreter bestätigte der AFP, man habe sich darauf geeinigt, dass die Evakuierung weitergehen solle.
Nach Angaben der Hisbollah fuhren in Aleppo bereits Busse los, um die Menschen in Al-Fua und Kefraja abzuholen. In den Dörfern sind nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 20.000 Menschen gefangen, unter ihnen etwa 4500 Kämpfer auf Seiten der Regierung von Präsident Baschar al-Assad.
Die Evakuierung Ost-Aleppos solle zeitgleich mit dem Abtransport Verletzter aus den beiden Dörfern ablaufen, sagte ein Unterhändler der syrischen Regierung. Auch aus den Orten Sabadani und Madaja sollten Menschen abziehen dürfen.
Die mehrheitlich schiitischen Dörfer Al-Fua und Kefraja liegen in der Provinz Idlib und sind von den Rebellen eingekesselt. Die Orte Madaja und Sabadani sind von Kämpfern des Regierungslagers umstellt.
Die Evakuierung Ost-Aleppos war am Freitag inmitten gegenseitiger Schuldzuweisungen der Konfliktparteien abgebrochen worden. Dabei ging es unter anderem um die Forderung, dass auch Menschen in anderen belagerten Orten eine Chance zur Flucht erhalten sollten.
Tausende Zivilisten und Rebellen waren am Donnerstag mit Bussen und Krankenwagen aus den zerstörten Stadtvierteln Aleppos nach Chan al-Assal gebracht worden, von wo aus sie in andere Teile der Provinz Aleppo und die Provinz Idlib weiterreisen sollten.
Helfer versuchen verzweifelt, die Verletzten in Krankenhäuser oder in die benachbarte Türkei zu bringen. Sein Team habe nur Funkgeräte und eine wackelige Internetverbindung, um für die Verletzten "ein freies Krankenhausbett oder einen verfügbaren Operationssaal zu finden", sagt Ahmed Dbis, der die medizinische Betreuung der Evakuierten koordiniert.
Auch verletzte Rebellenkämpfer hoffen in Chan al-Assal auf eine Behandlung. "Wir hatten darauf gehofft, dass die Belagerung durchbrochen werden kann", sagt Abu Mohammed, der bei den Kämpfen einen Fuß verloren hat.

Proteste nahe der syrischen Grenze
Foto: BULENT KILIC/ AFPZahlreiche Menschen haben unterdessen an der türkischen Grenze zu Syrien für sofortige Hilfslieferungen nach Aleppo demonstriert. Die Demonstranten fuhren am Samstag mit tausenden Autos und Bussen in den Grenzort Cilvegözü, wo sie "Russland, Mörder, raus aus Syrien" riefen.
Die Demo war von der türkischen Hilfsorganisation IHH organisiert worden, die bei den Hilfslieferungen für Aleppo eine wichtige Rolle spielt. Cilvegözü liegt dem syrischen Grenzdorf Bab al-Hawa gegenüber. Über den Grenzübergang waren im Zuge der Evakuierung zuletzt auch einige Schwerverletzte in die Türkei gebracht worden.