Es war eine besondere Amtseinführung. Unter Corona-Bedingungen. Mit der ersten Vizepräsidentin in der Geschichte der USA. Mit Prominenten wie Lady Gaga und Jennifer Lopez.
Eine stahl allen die Show: Die junge Dichterin Amanda Gorman
Amanda Gorman, Poetin:
»Wenn der Tag anbricht, fragen wir uns: Wo finden wir Licht im nicht enden wollenden Schatten?«
In "The Hill we climb" (der Hügel, den wir erklimmen) sprach Amanda Gorman über den fragilen Zustand der amerikanischen Demokratie, aber auch über die Zukunft, über Hoffnung.
Was sie bewirken wollte, hat sie nun im CNN-Interview erklärt – mit einem klaren Seitenhieb auf Ex-Präsident Trump.
Amanda Gorman, Poetin:
»Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, wie die Macht von Worten missbraucht und zweckentfremdet wurde. Und ich wollte Dichtung zurückgewinnen als etwas Reinigendes, worin wir nicht nur das geschändete Kapitolgebäude finden, sondern auch die Macht von Worten. Und das wollte ich in das höchste Amt des Landes einbringen.«
Der Sturm auf das Kapitol beeinflusste Gorman bei der Vorbereitung der Rede maßgeblich. Sie sei gerade einmal zur Hälfte durch ihre Recherche für das Gedicht gekommen – dann kam der 6. Januar.
Amanda Gorman, Poetin:
»Ich werde nicht sagen, dass das meinen Plan komplett verändert hätte. Denn ich war von den Ereignissen nicht überrascht. Ich hatte die Zeichen schon länger erkannt, und ich habe nicht versucht, davor die Augen zu verschließen. Aber es hat mich darin bestärkt, noch fester an eine Botschaft von Hoffnung, Einheit und Heilung zu glauben. Das war aus meiner Sicht die Art von Gedicht, die ich schreiben musste. Und es war die Art von Gedicht, die das Land und die Welt hören mussten.«
Gormans Vortrag knüpfte gut an die erste Ansprache von Präsident Joe Biden an. Auch ihr ging es um Versöhnung und Heilung.
Amanda Gorman, Poetin:
»Der Sieg wird nicht in der Klinge liegen, aber in all den Brücken, die wir bauen. Das ist das Versprechen von Glanz, der Hügel, den wir erklimmen. Wenn wir uns nur trauen. Denn Amerikaner zu sein ist mehr als der Stolz, den wir erben. Es ist die Vergangenheit, in die wir treten und wie wir sie reparieren.«
Gorman betonte auch ihre eigene Herkunft, sprach von ihrer alleinerziehenden Mutter – von ihrer Abstammung von Sklaven. Und dieser Gedanke ist auch Teil eines Mantras, den sie vor einem Auftritt durchgeht.
Amanda Gorman, Poetin:
»Ich schließe meine Augen und sage: Ich bin die Tochter schwarzer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, wir stammen von Freiheitskämpfern ab, die ihre Ketten gesprengt und die Welt verändert haben.«
Was ihren Auftritt noch bemerkenswerter macht: Amanda Gorman ist erst 22 Jahre alt – und damit die jüngste Poetin, die bei einer Amtseinführung ein Gedicht vortragen durfte.