Macrons Antrittsbesuch bei Merkel "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne"

Erste Stippvisite in Berlin: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich mit Bundeskanzlerin Merkel getroffen. Die beiden warben für eine gemeinsame pro-europäische Initiative.
Angela Merkel und Emmanuel Macron

Angela Merkel und Emmanuel Macron

Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFP

Angela Merkel (CDU) hat den neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit warmen Worten zum Antrittsbesuch in Berlin empfangen. Sie beglückwünsche ihn von Herzen zu dem "mutigen Weg", den er gegangen sei, sagte die Kanzlerin.

Mit der Wahl des Pro-Europäers Macron hofft die Bundesregierung auf neue Impulse zur Stärkung der EU und der Eurozone. Merkel sprach von einem "neuen Push" in der Zusammenarbeit. Konkretes wurde bei dem Treffen noch nicht vereinbart.

Die beiden kündigten einen Fahrplan ("Road Map") für die Vertiefung der EU an. Dazu soll im Juli nach den französischen Parlamentswahlen eine gemeinsame Kabinettssitzung stattfinden. "Wir können dem Ganzen eine neue Dynamik geben", sagte Merkel.

EU-Vertragsänderung "kein Tabu"

Beide erklärten sich bereit, bestehende EU-Verträge zu ändern. "Wenn wir sagen können, warum, wozu, was die Sinnhaftigkeit ist, wird Deutschland jedenfalls dazu bereit sein", sagte Merkel. Macron betonte: "Für uns gibt es hier keinerlei Tabu."

Zudem erklärte Frankreichs neuer Staatschef, er wolle keine Vergemeinschaftung alter Schulden in der Eurozone. "Ich habe nie Eurobonds gefordert", sagte er. "Ich bin nicht für die Vergemeinschaftung vergangener Schulden. Das führt zu einer Politik der Verantwortungslosigkeit."

Bei seiner Ankunft am Bundeskanzleramt wurde der französische Präsident begeistert von Schaulustigen begrüßt. Merkel kommentierte die Zaungäste mit einem Zitat von Hermann Hesse: "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne." Doch schob sie gleich hinterher, am Ende werde man an den Resultaten gemessen.

Die Kanzlerin versprach, mit ihrem neuen Partner in Paris "vertrauensvoll, freundschaftlich und eng" zusammenzuarbeiten. Macron entgegnete, er wolle stets ein "offener, direkter und konstruktiver Partner" sein. Er plädierte für mehr "Pragmatismus" in den bilateralen Beziehungen.

Neuer Premier Edouard Philippe

Vor seinem Besuch in Berlin hatte Macron ein erstes innenpolitisches Ausrufezeichen gesetzt. Einen Tag nachdem er den Posten des Präsidenten von seinem Vorgänger Francois Hollande übernommen hat, ernannte Macron den konservativen Politiker Edouard Philippe zum Premierminister. Der 46-jährige war bislang Bürgermeister der Hafenstadt Le Havre.

Mit seiner Entscheidung sandte der Mitte-Links-Staatschef am Montag ein starkes Signal an das bürgerliche Lager, das ihn bisher nicht unterstützt und aus dem Philippe stammt.

Es ist in Frankreich höchst ungewöhnlich, dass ein Präsident aus freien Stücken einen Politiker aus einer anderen Partei zum Regierungschef macht.

dop/AFP
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