US-Angriff auf Klinik in Kunduz Ärzte ohne Grenzen gehen von Vorsatz aus

Afghanische Sicherheitskräfte nach dem Angriff: Obama verspricht eine Untersuchung
Foto: Jawed Kargar/ dpaBeim US-Luftangriff auf ein Krankenhaus in Kunduz in Afghanistan wurden 22 Menschen getötet, und Barack Obama entschuldigte sich bei dem Betreiber der Klinik, Ärzte ohne Grenzen. Aber auch ohne die vom Präsidenten angekündigten Untersuchungen ist sich die Organisation sicher: Die Bombardierung der Gebäude war Vorsatz.
"Es war ein vorsätzlicher Schlag", sagte der Generaldirektor der Organisation, Christopher Stokes, am Donnerstag in Kabul. Es handele sich nicht um einen "Kollateralschaden". Die Luftschläge seien sehr präzise gewesen und hätten das Hauptgebäude anvisiert, sagte Stokes. Auch nachdem Kontakt mit dem afghanischen und US-Militär aufgenommen worden war, hätten die Angriffe noch mehr als eine halbe Stunde angehalten. Nach Angaben der Organisation werden noch neun Patienten und 24 Mitarbeiter vermisst.
Stokes forderte zudem eine Untersuchung des Luftschlags auf Grundlage der Genfer Konvention. Auch Obama hatte ein Untersuchung angekündigt: Es werde eine transparente, vollständige und objektive Darlegung der Fakten und Umstände des Vorfalls geben. Falls nötig werde der Präsident zudem Änderungen anordnen, die es unwahrscheinlicher machten, dass sich solche Tragödien wiederholen, sagte Sprecher Josh Earnest.
Der US-Kommandeur der internationalen Truppen in Afghanistan, John Campbell, hatte am Dienstag erklärt, es habe einen Fehler in der Kommandokette gegeben. Vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats sagte er, das afghanische Militär habe im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban in Kunduz um Unterstützung gebeten. Die US-Armee habe darauf mit Luftangriffen reagiert. Das Krankenhaus sei dabei versehentlich getroffen worden.