Angriff auf Uno-Gebäude Bush geißelt Attentate von Algier
Hamburg - Anwohner liefen in Panik durch die exklusiven Wohnviertel Ben Aknoun und Hydra, Polizeisirenen schrillten. Eine mit einem weißen Tuch bedeckte Leiche lag mitten auf der Straße, zwei Busse brannten. "Ich will meine Familie anrufen, aber es geht nicht. Die Netze sind überlastet", sagte eine Frau in einem Parfümgeschäft. "Es war eine massive Detonation", schrieb ein Uno-Mitarbeiter auf der BBC-Website.
Die beiden Autobomben, die die algerische Hauptstadt Algier am Morgen erschütterten, explodierten im Abstand von zehn Minuten. Die erste Bombe zerfetzte einen Bus mit Studenten und traf das Gebäude des algerischen Verfassungsgerichts.
Der zweite Sprengsatz verwüstete die Büros des Uno-Flüchtlingshilfswerks sowie des gegenüberliegenden Uno-Entwicklungsprogramms. Übrig blieb nur ein Betongerippe.
Die Zahl der Opfer stieg im Laufe des Tages immer weiter. Laut einem Vertreter des Gesundheitsministeriums gab es 67 Tote. Mehr als hundert Menschen wurden verletzt. Unter den Toten ist auch ein Mitarbeiter des Uno-Flüchtlingshilfswerks. Ein weiterer werde vermisst, teilte die Uno mit. Noch sei allerdings unklar, wie viele Uno-Mitarbeiter insgesamt zu Schaden gekommen seien.
Rätselraten über die Täter
Ein Bekennerschreiben ist zur Stunde noch nicht aufgetaucht. Internationale Analysten und europäische Sicherheitskreise gehen jedoch davon aus, dass der nordafrikanische Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida für den Anschlag verantwortlich ist. Dafür spricht zum einen das offensichtliche Hauptziel, ein Gericht, in dem Terrorprozesse abgehalten werden sollten. Auch das Datum deutet auf einen Qaida-Hintergrund, denn die nordafrikanischen Verbündeten Osama Bin Ladens schlagen bevorzugt am 11. eines Monats zu, wahrscheinlich um eine ideologische Verbindung zu den Anschlägen vom 11. September 2001 zu verdeutlichen. In Algerien, wo sich die Dschihadisten-Gruppe GSPC vor einem Jahr an al-Qaida anschloss, kam es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Anschlägen. Der letzte große Anschlag fand am 11. April dieses Jahres ebenfalls in Algier statt.
Westliche Regierungen verurteilten die Anschläge scharf. US-Präsident George W. Bush nannte die Täter "Feinde der Menschheit, welche die Unschuldigen angreifen". Der Präsident sagte Algerien und den Vereinten Nationen die Unterstützung seines Landes zu. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der die Stadt erst vergangene Woche besucht hatte, sprach von einem "barbarischen und durch und durch feigen Akt".
Die Regierung sagte die wöchentliche Kabinettssitzung ab. In Algerien haben mit al-Qaida verbündete Aufständische in diesem Jahr bereits eine Reihe von Anschlägen verübt. Bis zu 200.000 Menschen wurden seit Beginn eines Aufstandes 1992 getötet. Damals brach die Regierung eine Wahl ab, um den Sieg einer radikalen Islamistenpartei, der Islamischen Heilsfront (FIS), zu verhindern.
cvo/yas/dpa/AP/Reuters/AFP