Anschläge in Nigeria Weltweit Entsetzen über Gewalt gegen Christen

Anschläge in Nigeria: Weltweit Entsetzen über Gewalt gegen Christen
Foto: AFOLABI SOTUNDE/ REUTERSNew York/Abuja - Nach den blutigen Anschlägen in Nigeria hat Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon ein Ende der religiös motivierten Gewalt in dem Land gefordert. In einer Erklärung am Sonntagabend sprach Ban den Familien der Opfer sein Beileid aus und bekräftigte, dass es kein Ziel geben könne, das solche Gewalt rechtfertige. Zu den Anschlägen hat sich die radikalislamistische Sekte Boko Haram bekannt. Bei den Explosionen kamen mindestens 40 Menschen ums Leben. Die meisten von ihnen waren Christen.
Weltweit herrscht Empörung über den blutigen Angriff auf Besucher christlicher Weihnachtsmessen. Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, betonte in einer Erklärung: "Wir verurteilen diese sinnlose Gewalt und diesen tragischen Verlust von Leben am Weihnachtstag." Die USA hätten Nigeria ihre Hilfe versprochen, damit die Verantwortlichen für diese Angriffe vor Gericht gebracht werden könnten.
Der Vatikan verurteilte die Angriffe in schärfster Form. Das Attentat zeuge leider erneut "von der Grausamkeit eines blinden und absurden Hasses, der keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben hat", erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi in Rom.

Auch Bundespräsident Christian Wulff verurteilte die Anschläge. "Diese feige Gewalt ist von keiner Religion gedeckt", heißt es in einem Beileidstelegramm Wulffs an den nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan. Es sei "besonders verabscheuungswürdig, dass sich die Anschläge gegen Menschen richteten, die sich friedlich an Weihnachten in ihren Gotteshäusern versammelt hatten". Außenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte dazu auf, sich "dem Übel des Terrorismus, von Gewalt und Unterdrückung mit ganzer Kraft entgegenzustellen".
"Alles, was ich sah, war Rauch und Menschen, die schrien"
Die Opfer der religiös motivierten Gewalt kamen bei drei, möglicherweise auch mehr Anschlägen ums Leben. Ein Sprengkörper explodierte am Sonntag vor der Kirche St. Theresa in der Stadt Madalla bei Abuja. Eine weitere Explosion ereignete sich nahe einer Kirche in der zentralnigerianischen Stadt Jos. Hier wurden mehrere Menschen verletzt, wie Augenzeugen berichteten. Auch Gewehrfeuer sei zu hören gewesen. Die Behörden befürchten eine koordinierte Angriffswelle. Unbestätigten Berichten zufolge gab es weitere Angriffe im Nordosten des Landes. In Abuja hätten viele Christen frühzeitig die Weihnachtsmessen aus Angst vor weiteren Anschlägen verlassen, berichteten nigerianische Medien.
In Madalla ging gerade eine Weihnachtsmesse zu Ende, als die Bombe explodierte. Ein Mann, der seine Schwester bei dem Anschlag verlor, schilderte die Ereignisse so: "Als wir aus der Kirche kamen, ging ich noch einmal zurück, weil ich eine Weihnachtskarte vergessen hatte. Kurz darauf hörte ich einen Knall. Alles, was ich sah, war Rauch und Menschen, die schrien und herumliefen. Dann sah ich die Fetzen der Kleider meiner Schwester."
Einen dritten Anschlag gab es auf eine Kirche in Gadaka im Nordosten des Landes. Auch hier soll es Verletzte gebeben haben. Und in Damaturu im Norden des Landes berichteten Anwohner von zwei Detonationen. Einzelheiten waren dazu jedoch zunächst nicht bekannt.
Die radikalislamische Sekte Boko Haram verübt immer wieder Bombenanschläge und Attentate. Einer Zählung der Nachrichtenagentur AP zufolge ist die Sekte allein in diesem Jahr für mindestens 465 Morde verantwortlich. So waren bereits bei einer Serie von Bombenanschlägen und Überfällen Anfang Februar im Nordosten von Nigeria mindestens 63 Menschen getötet worden. Damals zogen bewaffnete Männer durch die Hauptstadt des Staates Yobe im Nordosten des Landes, sprengten ein Gebäude, griffen Polizeiwachen und ebenfalls Kirchen an.
Im August hatte sich die Gruppe zu einem Selbstmordanschlag auf ein Uno-Quartier bekannt, bei dem 23 Menschen getötet und 76 verletzt worden waren. Seitdem gehen die nigerianischen Sicherheitskräfte verstärkt gegen die Islamisten vor. Am Samstag waren bei Kämpfen zwischen Armee und Anhängern von Boko Haram mindestens 68 Menschen im Norden des Landes getötet worden.
Bereits im vergangenen Jahr gab es mehr als 80 Tote bei Angriffen auf christliche Weihnachtsfeiern. Bei Bombenanschlägen in Abuja an Silvester 2010 starben 30 Menschen.
Die Sekte will die Einhaltung der Scharia in ganz Nigeria durchsetzen. Der Name Boko Haram bedeutet: "Die westliche Lehre ist Sünde."