Beerdigung eines Anschlagopfers von Ankara: "Ähnlichkeiten zu Suruc"
Foto: Gokhan Tan/ Getty imagesAuch am Tag nach dem Doppelanschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara hat sich niemand zu der Tat bekannt. Doch die Ermittler in der Türkei haben sich offenbar festgelegt: Angaben aus Sicherheitskreisen zufolge ist vermutlich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für die tödlichen Explosionen verantwortlich. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich dabei auf zwei Insider. "Wir konzentrieren uns vollständig auf den IS", sagte einer von ihnen.
Demnach gebe es Ähnlichkeiten mit einem Selbstmordanschlag im Juli in der Stadt Suruc. Bei der Explosion an der Grenze zu Syrien starben 34 Menschen. Die Regierung hatte den Anschlag der Terrormiliz IS zugeschrieben, die sich aber nie zu der Tat bekannte. Die Türkei hat wiederholt Stellungen des IS angegriffen, die im Nachbarland Syrien und im Irak weite Gebiete kontrolliert.
Bei dem Anschlag am Samstag in Ankara kamen nach Angaben der türkischen Regierung mindestens 95 Menschen ums Leben. Die prokurdische Partei HDP sprach sogar von fast 130 Toten. Unbekannte hatten binnen kürzester Zeit zwei Sprengsätze gezündet, als sich Hunderte Menschen vor dem Hauptbahnhof zu einer Kundgebung versammelten, um ein Ende der Gewalt zwischen dem türkischem Militär und kurdischen Militanten zu fordern.
Ungeachtet der Ereignisse in Ankara flog die türkische Luftwaffe am Sonntag erneut Angriffe auf Stellungen der PKK im Nordirak. Die türkischen Streitkräfte teilten mit, dass Verstecke der Kurden bombardiert worden seien. Am Samstag seien zudem 14 PKK-Kämpfer bei Luftschlägen in der südosttürkischen Provinz Diyarbakir getötet worden.
Trotz des Anschlags und der Auseinandersetzungen soll die Parlamentswahl in der Türkei am 1. November wie geplant stattfinden. Eine Verschiebung der Abstimmung nach dem Attentat stehe nicht zur Debatte, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter. Wegen des gestiegenen Risikos würden die Sicherheitsvorkehrungen bei Wahlkampfveranstaltungen noch weiter verschärft, sagte er. "Die Sicherheit bei der Wahl ist gewährleistet."
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Trauer in Ankara: Selahattin Demirtas, der Co-Vorsitzende der prokurdischen Partei HDP, gedenkt am Sonntag der Opfer des Anschlags.
Abgesperrte Straße in der türkischen Hauptstadt: Der Zugang zum Anschlagsort wird so versperrt.
Die Spieler der türkischen Fußballnationalmannschaft trauerten vor einem Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2016 um die Opfer des Anschlags.
Auch Hussein Abassi, der Chef der tunesischen Gewerkschaft UGTT, der in diesem Jahr zu den Friedensnobelpreisträgern zählt, trauert. Hier ist er bei einer Schweigeminute für die Opfer in São Paulo zu sehen.
Demonstranten in Istanbul: Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Friedensdemo in Ankara demonstrierten die Menschen am Samstag in der Türkei.
Bei dem Anschlag in Ankara waren fast einhundert Menschen gestorben. 246 Personen wurden verletzt, 48 befinden sich nach Regierungsangaben auf der Intensivstation. Die prokurdische Partei HDP spricht von 122 Toten und mehr als 500 Verletzten.
In Ankara beteiligten sich am Samstag Tausende an einem Protestmarsch, um ihre Trauer für die Opfer auszudrücken.
Die Demonstranten in der Türkei riefen immer wieder dazu auf, die Gewalt zu beenden.
Anschlagsort: Notdürftig bedeckt mit Transparenten liegen in der Nähe des Hauptbahnhofs von Ankara Tote auf der Erde.
Verzweiflung: Die Regierung musste die Zahlen der Opfer immer wieder nach oben korrigieren.
Zerstörte Fenster am Hauptbahnhof: Die Attacke gilt als schlimmster Anschlag in der jüngeren türkischen Geschichte.
Der Moment des Anschlags: Aktivisten protestierten tanzend gegen den Konflikt zwischen türkischem Militär und Kurden, als es in kurzem Abstand zu zwei Explosionen kam.
Fahnen der prokurdischen HDP am Anschlagsort. Die Partei gehörte zu den Initiatoren der Demonstration und bezeichnet sich selbst als Anschlagsziel. Sie war im Juni erstmals ins Parlament eingezogen.
Ein Bombenexperte untersucht in der Nähe des Tatorts einen verdächtigen Koffer.
Spurensicherung in Ankara: Der Anschlag ereignete sich laut türkischem Innenministerium um 10.04 Uhr Ortszeit, als sich die Aktivisten gerade versammelten. Die eigentliche Demonstration sollte erst mittags beginnen.
Nach dem Anschlag kam es zu weiteren Protesten. Darauf reagierte die Polizei mit dem Einsatz von Tränengas. Nach Angaben der HDP wurde es auch gegen Menschen eingesetzt, die Verletzten helfen wollten.
Anschlagsort in Ankara: In drei Wochen soll in der Türkei gewählt werden, die Stimmung war schon vor dem Attentat äußerst angespannt.
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