

Boston - Den Helfern bot sich ein chaotisches Bild: Am Montag kam es beim Boston-Marathon zu einer Detonation in der Nähe des Ziels, in der Boylston Street. Nur wenige Sekunden später kam es zu einer Explosion nur einen Häuserblock entfernt. Dicke Rauchwolken stiegen in den Himmel, TV-Bilder zeigen die Szene. Die Spitzenläufer hatten den Zielbereich schon seit etwa zwei Stunden verlassen, als um 14.50 Uhr (Ortszeit) ein gewaltiger Schlag zu hören war. Luftbilder zeigen Blutlachen, Verbandsmaterial, weinende Menschen, überall mit gelben Leuchtwesten bekleidete Helfer. Die Zeitung "Boston Globe" geht von mindestens 125 Verletzten aus und bezieht sich auf Angaben von Bostoner Krankenhäusern. Der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, sprach von über 100 Verletzten.
Die Polizei bestätigte die Detonationen von zwei Bomben. Zunächst hieß es seitens der Polizei, eine dritte Bombe sei nach 15 Uhr an der knapp acht Kilometer entfernten JFK-Bibliothek detoniert. Es stellte sich jedoch heraus, dass es sich dabei nicht um eine Bombe handelte, sondern ein Feuer ausgebrochen war. Inzwischen hat die Polizei erklärt, dass zwischen dem Feuer und den Explosionen kein Zusammenhang besteht.
Auf CNN sagte Augenzeuge Josh Cox, beim ersten Schlag hätte er gedacht, ein Generator sei explodiert. "Beim zweiten Knall waren wir uns sicher: Das sind Bomben."
"Viele Menschen liegen am Boden", berichtet ein anderer Läufer, der selbst nicht verletzt worden war. "Es gibt Menschen, die sehr stark bluten", sagte Laura McLean, die selbst den Marathon gelaufen war. Sie war zu dem Zeitpunkt in einem Erste-Hilfe-Zelt, wo sie wegen Dehydrierung behandelt wurde. Dann seien Verletzte in das Zelt gebracht worden. Andere Augenzeugen berichteten, dass mehrere Menschen Körperteile verloren hätten. Viele der Verletzten waren offenbar Zuschauer des Marathons.
Cherie Falgoust wartete auf ihren Mann, der die 42-Kilometer-Distanz gelaufen war. "Ich weiß nicht, was das für ein Gebäude war… es ist einfach explodiert." Es sei wie eine große Bombe gewesen, "ein lauter Schlag, und dann überall Glas". Irgendwas habe sie am Kopf getroffen, sie wisse nicht, um was es sich gehandelt habe. "Ich habe mich einfach hingeworfen."
Auf CNN berichtet ein Augenzeuge, es habe sich angehört wie ein Kanonenschuss. Wenige Sekunden später habe es erneut geknallt, es habe sich angehört, als sei ein Mülleimer explodiert.
Sabrina Mockenhaupt, Deutschlands beste Langstreckenläuferin, hatte als Zehnte die Ziellinie des Boston Marathons überquert. Als die Bomben explodierten, war sie bereits in ihrem Hotel. "Ich bin nach dem Rennen in mein Hotelzimmer unter die Dusche gegangen. Als ich wieder zurück in die Hotellobby kam, war plötzlich alles anders", sagte Mockenhaupt der "WAZ". Sie habe "sehr viele Verletzte, Polizei und Helfer" gesehen, das Hotel durfte vorerst niemand verlassen.
Die 32-Jährige war in Sicherheit, fassen konnte sie die Szenen unmittelbar vor ihrer Tür jedoch nicht. "Hier sitzen alle vor dem Fernseher, schauen die Bilder auf CNN. Draußen werden jetzt die Verletzten weggetragen. Sie wurden erst in das weiße Zelt gebracht, durch das ich vor wenigen Minuten nach meiner Zielankunft noch durchgelaufen bin. Unglaublich. Unfassbar."
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Der Moment, in dem der Bostoner Marathon zur Tragödie wird: Gegen 14.50 Uhr Ortszeit explodieren Sprengsätze - drei Menschen sterben, mehr als 140 werden verletzt.
Explosion direkt neben dem Zieleinlauf. Erst hatte die Polizei von drei Explosionen gesprochen, zwei neben der Marathonstrecke und eine an der JFK-Bibliothek auf einem einige Kilometer entfernten Universitätscampus. Dies stellte sich jedoch als Feuer heraus.
Sanitäter eilen zur Ziellinie des Boston-Marathons. Nach den Explosionen herrschte auf Bostons Straßen Chaos.
Ein Bombenentschärfer untersucht eine der Explosionsstellen.
Sanitäter an einer Explosionsstelle: Marathonteilnehmer wurden regelrecht umgeworfen.
Eine Frau sucht mit einem Pappschild ihre Freundin April. April war in Boston zum ersten Mal bei einem Marathon mitgelaufen.
Ein Verletzter wartet auf medizinische Hilfe.
Spezialkräfte der Polizei des Bundesstaats Massachusetts in der Nähe der Explosionsstelle.
Ein Polizist sperrt die Boylston Street in Boston. Dort waren die Marathonläufer ins Ziel eingelaufen.
Menschen umringen ein verdächtiges Päckchen, das an einer Kreuzung in Boston liegt.
Ein Sicherheitsmann scheucht Menschen von einem Hotel in der Nähe der Laufstrecke weg. Nach den Explosionen waren die Straßen Bostons voll von Menschen. Die Polizei bemühte sich, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen.
Sanitäter behandeln Verletzte vor einem Rettungszelt.
Polizisten evakuieren die Umgebung des Zieleinlaufs.
US-Präsident Obama erhält im Weißen Haus die neuesten Informationen über die Lage in Boston.
Obama spricht nach den Explosionen in Boston vor Journalisten: "Wir werden die, die das getan haben, zur Rechenschaft ziehen."
Hiroyuki Yamamoto, der Sieger des Rollstuhl-Marathons der Männer bei der Preisverleihung: Die Sieger waren zum Zeitpunkt der Explosion bereits im Ziel.
Drei Stunden vor der ersten Explosion kamen die ersten Läufer ins Ziel. Dennoch war die Rennstrecke auch zum Zeitpunkt der Explosionen noch mit Menschen gesäumt.
Ein fassungsloses Paar nach den Explosionen. Hunderttausende Menschen hatten den Marathonläufern zugejubelt.
Ein Feuerwehrauto vor der John-F.-Kennedy-Bibliothek auf einem etwa acht Kilometer entfernten Universitätscampus. Zunächst hatte die Polizei auch dort eine Explosion vermutet, die sich jedoch als Feuer herausstellte.
Ein Helikopter umkreist den fast fertigen Turm des One World Trade Center in Manhattan. Die Polizei in New York verschärfte als Reaktion auf die Explosionen in Boston ihre Sicherheitsvorkehrungen.
Ein Polizeiwagen bewacht das Weiße Haus in Washington: Auch vor dem Amtssitz des amerikanischen Präsidenten wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Polizisten vor einem Nachrichtenticker am New Yorker "Times Square": In der Stadt, die am 11. September 2001 Opfer von Terroranschlägen geworden war, herrschte kurz nach den Explosionen in Boston hohe Alarmstufe.
Obama bei der Pressekonferenz nach den Anschlägen: Die US-Regierung spricht von einem Terrorakt, über die Urheber ist bisher aber nichts bekannt.