Anschlag in Istanbul Türkische Regierung schließt Sicherheitsmängel am Flughafen aus


Wer sind die Hintermänner des Terroranschlags am Atatürk-Flughafen? Drei Männer schossen dort am Dienstagabend um sich und sprengten sich anschließend selbst in die Luft. Mindestens 41 Menschen kamen ums Leben, 239 wurden verletzt. Noch hat sich niemand zu der Tat bekannt, Experten gehen aber von einem Anschlag des "Islamischen Staats" aus.
Bei dem Anschlag wurde nach jüngsten Informationen auch eine Deutsche verletzt. Mitarbeiter des Generalkonsulats Istanbul würden sie betreuen, hieß es am Mittwoch im Auswärtigen Amt. Es lägen keine Hinweise vor, dass unter den Todesopfern auch Deutsche sind. "Vollständige Gewissheit haben wir aber noch nicht", hieß es.
Erste Ermittlungen werfen Fragen auf: So heißt es aus türkischen Regierungskreisen, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte deuten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten.
Ministerpräsident Binali Yildirim schloss Sicherheitsmängel bei einem Besuch des Atatürk-Airport am Mittwoch aus. "Weder im Abflug- noch im Ankunftsbereich am Flughafen kann von einer Sicherheitslücke die Rede sein", sagte er.
Nach Angaben der türkischen Rundfunkbehörde RTÜK verhängte ein Gericht in Istanbul eine Nachrichtensperre über den Terroranschlag. Betroffen seien "jede Art von Nachricht, Interview und Bildern vom Anschlagsort in den Druck- und visuellen Medien, den sozialen Medien und Internetmedien".
Unter den Toten des Anschlags sind mindestens 13 Ausländer, keiner von ihnen habe eine deutsche Staatsbürgerschaft, hieß es am Mittwoch aus türkischen Regierungskreisen. Es handele es sich um fünf Saudis, zwei Iraker, einen Tunesier, einen Usbeken, einen Chinesen, einen Iraner, einen Ukrainer und einen Jordanier. Die Nationalität der Angreifer blieb zunächst unklar.
Luftverkehr wieder aufgenommen
Die Nachrichtenagentur DHA meldete, der Ankunfts- und der Abflugbereich des größten Flughafens der Türkei seien vollständig gesperrt worden. Auf Bildern, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, waren immense Zerstörungen im Inneren des Terminals zu sehen. Menschen lagen auf dem Boden.
Der Luftverkehr wurde aber inzwischen wieder aufgenommen, der Terminal wurde für Reisende geöffnet. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen am Atatürk-Airport, die Airline strich allerdings 340 Flüge. Am Mittwoch gab es auch wieder Verbindungen aus Deutschland nach Istanbul.
Nach dem Anschlag kam der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. In einer Mitteilung rief Erdogan die Welt und besonders westliche Staaten zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf. "Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom."
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28. Juni 2016
Atatürk-Flughafen in Istanbul
Erst schießen sie, dann zünden sie Bomben: Drei Selbstmordattentäter töten am Istanbuler Atatürk-Flughafen 41 Menschen. Die Behörden sprechen zudem von mehr als 239 Verletzten. Die Türkei verdächtigt die Terrormiliz IS als Drahtzieher.
7. Juni 2016
Zentrum von Istanbul
Eine Bombe explodiert im Istanbuler Bezirk Vezneciler während der morgendlichen Rushhour nahe einer Bushaltestelle. Ziel des Anschlags ist ein Bus der Polizei. Elf Menschen, darunter sieben Polizisten und vier Zivilisten, sterben, 36 weitere erleiden Verletzungen. Die militanten Freiheitsfalken Kurdistans bekennen sich zur Tat.
10. Mai 2016
Diyarbakir im Südosten der Türkei
Im Zentrum der kurdisch geprägten Stadt Diyarbakir detoniert eine Autobombe. Drei Menschen sterben. 15 Polizisten werden verletzt. Der Sprengsatz explodiert im Bezirk Baglar, als ein Polizeibus vorbeifährt. In der Südosttürkei geht die türkische Armee gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor, deren Kämpfer sich in Städten verschanzt haben.
1. Mai 2016
Gaziantep, nahe der syrischen Grenze
Vor dem Polizeihauptquartier der südtürkischen Stadt Gaziantep gibt es eine schwere Bombendetonation. Zwei Polizisten sterben. Weitere 22 Menschen werden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Zu dem Attentat bekennt sich zunächst niemand.
31. März 2016
Diyarbakir im Südosten der Türkei
Bei einem Bombenanschlag in Diyarbakir im kurdischen Südosten der Türkei werden nach Angaben der Sicherheitskräfte sieben Polizisten getötet. 27 weitere Menschen erleiden Verletzungen, darunter mehrere Zivilisten. Die Bombe sei explodiert, als ein Polizeibus in der Nähe des Busbahnhofs der Stadt vorüberfuhr. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu wird einen Tag später in der Stadt erwartet.
19. März 2016
Zentrum von Istanbul
In der beliebten Fußgängerzone Istiklal Caddesi im Zentrum der Millionenmetropole sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Er reißt fünf Menschen mit in den Tod, die Behörden melden zudem 36 Verletzte. Unter den Verwundeten sind mehrere Touristen, darunter israelische Staatsbürger. Verantwortlich für den Anschlag könnte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK oder eine ihr nahestehende Gruppierung sein, heißt es in der türkischen Regierung.
13. März 2016
Zentrum von Ankara
Im Zentrum der türkischen Hauptstadt Ankara gibt es eine Explosion. Ein oder zwei Selbstmordattentäter sprengen sich in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in der Nähe des zentralen Kizilay-Platzes an einem Busbahnhof in die Luft. 37 Menschen werden getötet, 125 Menschen erleiden Verletzungen. In Sicherheitskreisen heißt es, die PKK oder eine ihr verbundene Gruppierung sei für den Anschlag verantwortlich.
17. Februar 2016
Zentrum von Ankara
Eine Autobombe explodiert im Regierungsviertel Cankaya in Ankara. Sie detoniert am Abend im Berufsverkehr, als ein Konvoi von Armeebussen an der Ampel steht, auf dem Weg zum Militärhauptquartier. Mindestens 28 Menschen sterben, darunter auch Soldaten. 81 Menschen sind verletzt. Die kurdische Terrororganisation "Freiheitsfalken Kurdistans", kurz TAK, bekennt sich zu dem Attentat.
14. Januar 2016
Cinar im Südosten der Türkei
Die Täter zünden eine Autobombe und greifen die Polizeistation von Cinar mit Schusswaffen und einem Raketenwerfer an. Ein Polizist und fünf Zivilisten kommen ums Leben. Die Hauptstadtmedien machen die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK für das Attentat verantwortlich.
12. Januar 2016
Altstadt von Istanbul nahe der Blauen Moschee
Ein junger Mann sprengt sich inmitten einer Touristengruppe in die Luft.
Zwölf deutsche Touristen werden getötet, weitere werden verletzt. Der Täter wurde identifiziert und dem "Islamischen Staat" (IS) zugeordnet. Der IS hat sich jedoch zu diesem Anschlag nicht bekannt.
Verzweifelte am Atatürk-Flughafen in Istanbul. Am Dienstagabend schossen dort drei Attentäter um sich und sprengten sich anschließend in die Luft.
Mindestens 36 Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben, Dutzende wurden verletzt.
Augenzeugen berichteten CNN-Turk zufolge, dass heftige Explosionen das Ankunftsterminal für internationale Flüge erschüttert hätten.
Die Attentäter sollen mit dem Taxi zum Flughafen gekommen sein. Die türkische Regierung vermutet den sogenannten "Islamischen Staat" hinter der Tat.
Ein Angehöriger eines Opfers vor einem Krankenhaus in Istanbul.
Andere hatten mehr Glück: Diese Menschen können den Flughafen unverletzt verlassen.
Gleichzeitig patrouillieren Sicherheitskräfte rund um den Flughafen.
Die türkische Polizei sperrte zunächst eine Straße ab.
Schon weit vor dem Flughafen leiten Sicherheitskräfte den Verkehr um. Am Mittwochmorgen war der Flugverkehr am Atatürk-Flughafen wieder aufgenommen worden.
Archivbild: Der Atatürk-Flughafen fertigt pro Jahr mehr als 60 Millionen Passagiere ab. Er gilt als das Tor zur Türkei.
Wartende Menschen vor dem Atatürk Airport. Die Türkei ist in jüngster Zeit immer wieder von Terrorattacken heimgesucht worden.
Abtransport von Verletzten: Vor dem Flughafen-Gebäude sind Dutzende Krankenwagen zu sehen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Opfern ihre Anteilnahme aus. Sie sei erschüttert über "diese neuen und hinterhältigen Akte des Terrorismus", sagte sie am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.
Der Rote Halbmond versorgt Verletzte. Hinweise, dass Deutsche unter den Opfern des Attentats seien, gebe es bisher nicht.