Lastwagenanschlag von Stockholm Schwedens Behörden wollten Täter seit 2016 abschieben

Die Polizei in Schweden hat neue Details zum Täter des Lkw-Attentats von Stockholm genannt: Der mutmaßliche Extremist habe nach einem abgelehnten Aufenthaltsgesuch abgeschoben werden sollen.
Lastwagenanschlag von Stockholm: Schwedens Behörden wollten Täter seit 2016 abschieben

Lastwagenanschlag von Stockholm: Schwedens Behörden wollten Täter seit 2016 abschieben

Foto: Markus Schreiber/ AP

Bei dem Stockholmer Lastwagenattentat mit vier Toten ist der Hauptverdächtige gefasst. Der 39-Jährige soll aus Usbekistan stammen und mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" sympathisiert haben, erklärte die Polizei bei einer Pressekonferenz.

Weiter hieß es, der mutmaßliche Täter habe sich 2014 um einen Aufenthaltstitel in Schweden bemüht, das Gesuch sei jedoch im Juni 2016 abgelehnt worden. Er wurde von der Polizei zur Fahndung ausgeschrieben, weil man ihn abschieben wollte.

Eine zweite Festnahme einer verdächtigen Person meldete eine Sprecherin des Stockholmer Bezirksgerichts. "Die Polizei hat jemanden festgenommen, dem wir einen Pflichtverteidiger zugewiesen haben", sagte Richterin Helga Hullmann.

Die bislang vier Todesopfer seien nun identifiziert, sagte der Polizeisprecher. Es handle sich um zwei Schweden und je einen Bürger Belgiens und Großbritanniens. Zu Geschlecht und Alter machte der Sprecher keine Angaben. Vier Verletze seien noch in kritischem Zustand. Zu den Ermittlungen hieß es, Anti-Terror-Einheiten und etwa hundert Polizisten aus dem ganzen Land beteiligten sich an der Aufklärung des Anschlags.

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Wie lief der Anschlag ab?

Der Notruf am Freitag um 14.55 Uhr ließ schon Schlimmes befürchten: In der Stockholmer Innenstadt sei ein Lastwagen in eine Menschenmenge gefahren und habe viele Menschen verletzt. Anschließend fuhr der Lkw in ein Kaufhaus und fing Feuer, der Fahrer floh. Noch am selben Tag nahm die Polizei einen Verdächtigen fest.

Nach dem Anschlag wurde nach Polizeiangaben auf dem Fahrersitz ein technisches Gerät gefunden, "das dort nicht sein sollte". Worum es sich genau handelte, "eine herkömmliche Bombe oder ein Brandsatz", werde noch ermittelt.

Der vom Täter gekaperte Laster gehört einer Brauerei. Diese erklärt in einem Statement auf ihrer Internetseite: "Unser Fahrer versuchte, das Fahrzeug zu stoppen, indem er sich davorstellte - musste aber zur Seite springen, um nicht überfahren zu werden." Der Mann sei leicht verletzt und stehe unter Schock.

Wer ist der Tatverdächtige?

Verdächtigt wird nach Angaben der Ermittler ein 39-jähriger Mann aus Usbekistan. Er sei auf Bildern in der Nähe des Tatorts zu sehen gewesen. Sein Name war den Behörden seit dem Vorjahr bekannt - doch die Ermittler teilten zunächst nicht mit, woher. Auch über eine mögliche Verbindung zum islamistischen Extremismus wollten sich die Behörden bis zur Pressekonferenz am Sonntag nicht äußern.

Was weiß man über das Motiv?

Die Ermittler gehen von einem terroristischen Motiv aus. "Die Umstände weisen auf eine Absicht hin, unserer Bevölkerung zu schaden und für Angst und Schrecken zu sorgen", hatte Staatsanwalt Hans Ihrman am Samstag gesagt. Zunächst hatte keine Terrororganisation den Anschlag für sich reklamiert.

Gibt es weitere Verdächtige?

Am Wochenende befragten schwedische Polizeibehörden rund 500 Menschen zum Tathergang. Sieben Personen wurden wegen eines möglichen Zusammenhangs mit der Tat zu Befragungen einbestellt. Am Sonntag dann teilte das Stockholmer Gericht die Verhaftung eines weiteren Verdächtigen mit.

cht/dpa/Reuters/AP
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