Anschlagsversuch auf "Jyllands-Posten" Terrorverdächtige werden Haftrichter vorgeführt

Sprengstoffverdacht: Ein dänischer Polizist beim Einsatz im Kopenhagener Vorort Greve
Foto: Martin Sylvest Andersen/ dpaKopenhagen - Die Polizei kam mit großem Aufgebot: Dänische Sicherheitskräfte haben ein Haus im Kopenhagener Vorort Greve weiträumig abgesperrt - es wurde wegen der Gefahr einer Explosion vorsorglich evakuiert. Die Beamten hatten einen verdächtigen Gegenstand in den Räumen eines der Männer gefunden, die am Mittwoch im Zusammenhang mit einem geplanten Terroranschlag auf das Hauptstadtbüro der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" in Kopenhagen festgenommen worden waren.
Den Zeitungen "Politiken" und "Jyllands-Posten" zufolge wurde der Fund in der Wohnung eines 26-jährigen Asylbewerbers aus dem Irak gemacht.
Die Polizei wollte zu den Berichten über die Evakuierung auf Nachfrage zunächst keine Stellungnahme abgeben. Laut "Politiken" sei ein Roboter für Bombenentschärfungen in das Gebäude gebracht worden. Das Gebäude sei in einem Umkreis von 100 Metern abgesperrt worden, außerdem habe ein Krankenwagen bereitgestanden. Eine Hausbewohnerin berichtete laut "Politiken": "Ein Polizist kam und sagte, wir sollten rausgehen und das sofort. Er sagte außerdem, wir sollten eine Menge warmer Kleider mitnehmen, weil das sehr lange dauern würde."
Aus Geheimdienstkreisen in Kopenhagen verlautete am Donnerstag, der Iraker solle wieder auf freien Fuß kommen. Der Asylbewerber gelte aber weiterhin als verdächtig, sagte ein Mitarbeiter des Geheimdienstes, der nicht genannt werden wollte. Die anderen drei in Dänemark festgenommenen Männer wurden einem Haftrichter vorgeführt.
Am Mittwoch hatten Sicherheitskräfte zwei Wohnungen in Vororten von Kopenhagen gestürmt und dabei insgesamt vier Männer festgenommen. Ein fünfter Terrorverdächtiger wurde in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gefasst. Nach Angaben des dänischen Geheimdienstes PET hatten die mutmaßlichen Islamisten geplant, in den "kommenden Tagen" eine blutige Kommandoaktion ähnlich wie bei den Terroranschlägen im indischen Mumbai im Jahr 2008 im "Jyllands-Posten"-Gebäude zu verüben. Die Zeitung hatte im September 2005 umstrittene Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht und damit in der muslimischen Welt eine Welle der Empörung ausgelöst.
reagierte entsetzt auf den nur knapp vereitelten Terroranschlag. Es bestehe für sein Land eine "sehr ernste Bedrohung" durch Terroristen, sagte Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen. Ungeachtet aller Gefahren dürfe die dänische Gesellschaft aber nicht ihre Offenheit verlieren. Die Grundwerte wie Demokratie und Meinungsfreiheit müssten davon unangetastet bleiben.
Auch der Karikaturist , der mit seinen Mohammed-Zeichnungen den Hass der Islamisten auf sich zog, mahnte Beharrlichkeit an. "Wir dürfen und werden uns Kritik am radikalen Islamismus nicht verbieten lassen. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen", sagte Westergaard der "Bild"-Zeitung. Der "Jyllands-Posten"-Zeichner war vor fast genau zwölf Monaten von einem Islamisten aus Somalia überfallen und dabei fast erschlagen worden.