Anschlagsversuch auf Passagier-Jet US-Behörden verdächtigen radikalen Prediger

Prediger Awlaki: Der radikal-islamische Prediger wurde in den USA geboren
Foto: HO/ AFPWashington - Der Mann heißt Anwar al-Awlaki, ist ein radikaler islamischer Prediger. Und er ist den Behörden in den USA offenbar seit Jahren bekannt. Es gebe zunehmend Belege, dass Awlaki, der in den USA geboren wurde, in Verbindung mit dem Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab gestanden habe, der das Flugzeug in die Luft sprengen wollte. Das zumindest meldet das "Wall Street Journal".
Awlaki lebt im Jemen. Von dort soll er demnach auch Kontakt zu dem Amokläufer auf der US-Militärbasis Fort Hood in Texas gehabt haben. Der muslimische Major Nidal Malik Hasan hatte Anfang November dabei 13 Menschen erschossen. US-Geheimdienste haben dem Bericht zufolge Awlaki, der bis 2002 in einer Moschee im Norden des US-Bundesstaates Virginia predigte, bereits seit Jahren im Visier. Die genaue Art und der Umfang des Kontakts zwischen dem Prediger und Abdulmutallab sei allerdings unklar, berichtete die Zeitung weiter.
Unterdessen werden immer mehr Details darüber bekannt, wie US-Geheimdienste versäumten, verschiedene Informationen über Abdulmutallab im Vorfeld des Anschlages vom ersten Weihnachtstag miteinander in Verbindung zu bringen.
Laut "New York Times" war es US-Agenten schon lange vor der missglückten Attacke bekannt, dass sich ein Nigerianer im Jemen auf einen Anschlag vorbereite. Entsprechende Diskussionen von Qaida-Führern im Jemen habe die auf die Kommunikationsüberwachung spezialisierte Agentur NSA schon vor vier Monaten abgefangen. Allerdings sei es versäumt worden, dies mit anderen Informationen - insbesondere den Warnungen des Vaters des späteren Attentäters - abzugleichen, hieß es. Obama hatte den Sicherheitsbehörden schwere Fehler vorgeworfen.

Jemen: Im Visier der Anti-Terror-Kämpfer
Die Ergebnisse der NSA-Abhöraktion seien übersetzt und auch innerhalb des Geheimdienstnetzwerks weitergegeben worden, berichtete die "New York Times" weiter. Experten im Nationalen Anti-Terror-Zentrum in Washington hätten die Informationen dann aber nicht mit den Warnungen des Vaters von Abdulmutallab in Verbindung gebracht, der Mitte November die US-Botschaft in Nigeria von der Radikalisierung seines Sohnes durch Islamisten unterrichtet hatte. Sein 23-jähriger Sohn hatte am ersten Weihnachtsfeiertag versucht, in einem vollbesetzten Airbus der US-Gesellschaft Northwest Airlines kurz vor der Landung in Detroit einen in seiner Unterhose versteckten Sprengsatz zu zünden, war dabei aber von Passagieren überwältigt worden.
Im Jemen selbst soll sich der Attentäter auch dann noch aufgehalten haben, obwohl sein Visum bereits abgelaufen war. Sicherheitsbeamte des arabischen Landes teilten am Donnerstag mit, Abdulmutallab sei noch bis zur ersten Dezemberwoche im Jemen gewesen, obwohl sein Visum bereits am 21. September abgelaufen war. Bei der Passkontrolle auf dem Flughafen in Sanaa hätte der nigerianische Staatsbürger aufgehalten werden müssen, sagten die Sicherheitsbeamten. Der Leiter der von Abdulmutallab besuchten Schule in Sanaa, Muhammad al-Anisi, erklärte, die Schule habe am 21. September für Abdulmutallab ein Taxi zum Flughafen bestellt. "Unsere Verantwortung für ihn endete an diesem Tag." Wo sich Abdulmutallab danach aufhielt, ist unbekannt.
Unterdessen zeichnen die Interneteinträge des Täters das Bild eines einsamen Einzelgängers.
Obama erteilt Sicherheitsbehörden schwere Rüge
In US-Regierungskreisen rückt dem Zeitungsbericht zufolge nun das nationale Anti-Terror-Zentrum in Washington ins Zentrum der Kritik. Es war drei Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zur besseren Auswertung und Einschätzung der Terror-Erkenntnisse der verschiedenen US-Geheimdienste geschaffen worden. Obama hatte den eigenen Behörden eine schwere Rüge erteilt: Es habe im Vorfeld des vereitelten Anschlags verheerende Fehler und Lücken im US-Sicherheitssystem gegeben. Es seien Warnungen übersehen worden. Obama sprach von "potentiell katastrophalen" Mängeln im Sicherheitssystem und forderte personelle Konsequenzen.
Die regionale Qaida-Organisation im Jemen hat sich zu dem Attentat bekannt und mit weiteren Terrorakten gedroht. Auch das Weiße Haus geht inzwischen immer mehr von einer "gewissen Verbindung" des Täters zu al-Qaida aus. Nach US-Medienberichten spähen die USA bereits mögliche Ziele im Jemen aus, falls Obama einen Vergeltungsschlag gegen die Terroristen befehlen sollte.