"Aquarius"-Rettungsschiff Italien bestellt französischen Botschafter ein

Emmanuel Macron hat Italiens Regierung wegen ihrer Weigerung, Hunderte Flüchtlinge vom Rettungsschiff "Aquarius" aufzunehmen, als zynisch bezeichnet. Die Antwort: Rom will jetzt mit Frankreichs Botschafter sprechen.
Italienischen Küstenwache legt am Rettungsschiff "Aquarius" an.

Italienischen Küstenwache legt am Rettungsschiff "Aquarius" an.

Foto: Salvatore Cavalli/ dpa

Emmanuel Macron hat Italiens neue populistische Regierung scharf kritisiert, ihr "Zynismus und Verantwortungslosigkeit" vorgeworfen. Der Grund: Italiens Weigerung zur Aufnahme von mehr als 600 Flüchtlingen im Mittelmeer. Nun hat Rom Frankreichs Botschafter einbestellt und deutlich gemacht, dass man "keine heuchlerischen Lektionen" brauche. Ein ungewöhnlicher Vorgang unter EU-Partnern.

Seit dem Wochenende harren auf dem Rettungsschiff "Aquarius" im Mittelmeer 629 Flüchtlinge aus. Wegen der Weigerung Italiens und Maltas sollen sie nach Angaben der Hilfsorganisation SOS Méditerranée nun von italienischen Schiffen ins spanische Valencia gebracht werden. Die Reise dauere mindestens vier Tage, hieß es.

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Macron rief Italien am Dienstag auf, das internationale Seefahrtsrecht zu achten. Es schreibe vor, "dass im Notfall die nahegelegenste Küstenregion eine Pflicht zur Aufnahme" von Flüchtlingen habe, sagte Regierungssprecher Benjamin Griveaux.

Die Zurechtweisung Macrons erfolgte kurz vor dem Antrittsbesuch des neuen italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte am Freitag in Paris. Zeit für einen Austausch werden beide Seiten auch danach, in gut zwei Wochen haben: Dann finden die Gipfelberatungen der EU zur Asylpolitik statt.

Um das Thema Migration streiten sich Paris und Rom häufiger. Auch Hilfsorganisationen werfen Frankreich oft vor, Migranten aus Italien mit Gewalt zurückzudrängen.

dop/AFP/dpa
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