Flucht in die USA Syrischer Top-Diplomat verrät Assads Geheimnisse

Makdissi (r. bei einer PK mit Brigadegeneral Suleiman im Mai 2012): Asyl in den USA
Foto: KHALED AL-HARIRI/ REUTERSWashington - Die Machtbasis von Baschar al-Assad in Syrien bröckelt, schon wieder ist dem Diktator ein wichtiger Mitarbeiter abhanden gekommen. Laut dem "Guardian" hat sich Dschihad Makdissi vor rund einem Monat in die USA abgesetzt. Noch beunruhigender für Assad: Der frühere Sprecher des syrischen Außenministeriums kooperiert offenbar mit den US-Behörden.
Wie der "Guardian" berichtet, soll Makdissi im Gegenzug für sein Bleiberecht in den USA in den vergangenen Wochen umfangreiche Informationen über das Machtgeflecht und die internen Abläufe in Assads Regime preisgegeben haben. Offiziell wurde dies allerdings weder von US-Ministerien, noch vom Geheimdienst CIA bestätigt.
Damaskus bestreitet die Fahnenflucht Makdissis bisher vehement. Dieser habe sich lediglich drei Monate freigenommen, heißt es.
Obwohl er nicht zum engsten Kreis der Assad-Vertrauten gehört, hatte Makdissi in den vergangenen 18 Monaten dennoch regen Kontakt mit Außenminister Walid al-Muallem und Informationsminister Adnan Mahmud.
Im syrischen Dauerkonflikt zeichnet sich auch nach knapp zwei Jahren keine Lösung ab. Der Uno-Sondergesandte Lakhdar Brahimi konnte bei seinen jüngsten Vermittlungsgesprächen offenbar kaum Fortschritte erzielen. "Die Lage in Syrien ist noch immer besorgniserregend und wir hoffen, dass alle Parteien eine Lösung anstreben, die das syrische Volk so sehnlich wünscht", sagte Brahimi nach einem Treffen mit Präsident Assad am Montag.
Rebellen setzen auf Belagerung der Kasernen
Zuletzt konnten die Aufständischen im Land jedoch gerade außerhalb der Metropolen einige Erfolge verbuchen. So konzentrieren sich die Rebellen in der Provinz Aleppo nach den Worten eines Kommandeurs verstärkt auf die Stützpunkte der Regierungstruppen.
Man sei von der Strategie abgerückt, die Armee in den Städten anzugreifen, sagte Oberst Abdel Dschabbar al-Okaidi der Nachrichtenagentur Reuters. Die Rebellen belagerten derzeit drei Militärflughäfen und ein Geheimdienstgebäude der Luftwaffe, sagte der Kommandeur.
Ziel der neuen Taktik sei es, Überläufer zu gewinnen und die Stützpunkte so weit zu schwächen, dass sie gestürmt werden könnten. Nach Okaidis Worten setzen den Rebellen aber Gegenangriffe zu, weil Kampfflugzeuge selbst von belagerten Fliegerhorsten starten können. Okaidi hat das Kommando über 25.000 bis 30.000 Rebellen in der nordsyrischen Provinz.
42.000 Tonnen Diesel aus Russland
Auch wenn die syrische Staatsführung international immer mehr isoliert scheint, kann sie sich auf einige Verbündete weiter verlassen. So hat das Regime in diesem Monat aus Russland zwei Schiffsladungen mit dringend benötigtem Kraftstoff erhalten. Der Diesel sei von italienischen Tankern zum syrischen Hafen Banias transportiert worden, teilte die Reederei Mediterranea di Navigazione mit.
Über Auftraggeber und die genauen Abnehmer machte das Unternehmen keine Angaben. Insgesamt hatten die Schiffe 42.000 Tonnen Diesel zu einem Marktwert von knapp 40 Millionen Dollar geladen. Das Land ist dringend auf Treibstoff angewiesen, etwa für die Industrie, die Streitkräfte, zur Stromherstellung und zur Beheizung von Wohnungen. Die beiden Lieferungen waren die ersten größeren seit Monaten.
Russland hält, ebenso wie China, bisher zum Assad-Regime. Trotzdem schickte Moskau an Heiligabend eine deutliche Warnung an Damaskus. Der Einsatz von Chemiewaffen gegen die syrische Opposition würde einem "politischen Selbstmord" des Regimes um Präsident Assad gleichkommen. Dies erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow. Seit Monaten wird spekuliert, dass Assad die chemischen Kampfstoffe gegen die Rebellen verwenden könnte.