Umstrittenes Nuklearprogramm Lawrow verlässt Atomverhandlungen mit Iran

Die Nacht war kurz, die Gespräche am Morgen offenbar auch: Russlands Außenminister Lawrow ist von den Atomverhandlungen mit der iranischen Führung abgereist. Unklar bleibt, ob nun ein Abkommen zustande kommt.
Russlands Außenminister Lawrow in Lausanne: Erst Optimismus, dann Abreise

Russlands Außenminister Lawrow in Lausanne: Erst Optimismus, dann Abreise

Foto: POOL/ REUTERS

Eigentlich soll am heutigen Mittwoch der lang erwartete Durchbruch im Streit um das iranische Atomprogramm gelingen: Am Morgen setzten sich die Vertreter Irans, Deutschlands und der fünf Uno-Vetomächte wieder an den Verhandlungstisch in Lausanne - doch schon nach kurzer Zeit verließ Russlands Vertreter Sergej Lawrow die Sitzung. Das teilte das russische Außenministerium nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit.

Der russische Außenminister hatte bereits von Montag auf Dienstag Lausanne über Nacht verlassen, zuvor aber seine Rückkehr angekündigt. Auf welchem Stand derweil die Verhandlungen in dem zwölfjährigen Streit sind, ist nur zu erahnen. In der Nacht waren die Gespräche unterbrochen worden.

Mehrere Chefdiplomaten hatten sich noch am Dienstagabend optimistisch gegeben: Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif verkündete "sehr gute Fortschritte", sein chinesischer Amtskollege Wang Yi sprach von "signifikanten Fortschritten in zentralen Fragen" - und Russlands Außenminister Lawrow sagte, Iran habe sich "in allen wichtigen Punkten" mit den Weltmächten geeinigt.

China warnt vor dem Scheitern der Gespräche

Ein beteiligter US-Diplomat widersprach diesen Darstellungen allerdings: Noch seien nicht alle Fragen geklärt. Am Mittwochmorgen äußerte sich dann auch Pekings Vertreter deutlich skeptischer als noch am Vorabend: Es sei wichtig, die Gespräche mit dem Ziel eines Kompromisses fortzuführen, sagte Wang Yi: "In dieser Schlussphase müssen alle Parteien bereit sein, sich in ihren Positionen anzunähern."

US-Präsident Barack Obama hatte sich in der Nacht über eine sichere Videoleitung mit seinen Unterhändlern in der Schweiz verbinden und über den Stand der Gespräche informieren lassen. Anschließend wollte er seine nationalen Sicherheitsberater konsultieren.

Eigentlich hatten sich die Verhandlungspartner eine Frist bis Dienstag gesetzt, um ein Abkommen zu schließen. Dieses Ultimatum wurde am Dienstagabend um einen Tag verlängert. Einzelheiten sollen bis zum 30. Juni ausgehandelt werden.

Mehrere Uno-Staaten und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) werfen Iran vor, seit 2010 in seinen Atomanlagen Uran für den Bau von Nuklearwaffen anzureichern. Teheran bestreitet das und beteuert, die Anlagen und Reaktoren im Land ausschließlich für zivile Zwecke zu nutzen. Iran wurde im Zuge des zwölfjährigen Streits mit zahlreichen Sanktionen belegt.

Die Atomverhandlungen mit Iran im Überblick:

mxw/Reuters/dpa/AFP
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